Steckbrief:
Chrysanthemum-Cultivar
Familie: Asteraceae (Korbblütler)
Gattung: Chrysanthemum (Chrysantheme)
Pflanzenart: winterharte Staude
Höhe: ca. 50-120 cm
Habitus: aufrechte drahtige, beblätterte Stiele die mit Büscheln von Blütenkörchen abschließen
Laub: eiförmig, gebuchtet, wechselständig, ungestielt; mattgrün bis dunkelgrün
Blüten: radiär-symmetrisch, typischer Korbblütler mit einer Mitte aus fertilen, meist safrangelben Röhrenblüten und einem Rand steriler Zungenblüten, deren Form und Anzahl bzw. Anteil am Blütenkörbchen den Look der Blüte bestimmen
Blütenfarben: weiß, rosa, pink, rot, gelb, rost in vielen Nuancen und Zwischentönen – es gibt auch zweifarbige Sorten
Herkunft: Wald- und Gehölzränder Ostasiens mit ausgeglichenen Niederschlägen und gemäßigtem Klima
Besonderes: Seit etwa 1600 Jahren werden in China Gartenformen der Chrysantheme kultiviert und sie hat eine sehr hohe Geltung in der Symbolik – vielleicht vergleichbar mit der Rose in Europa. In Japan ist die 16-strahlige Chrysantheme das Siegel des Kaiserhauses
„Sind Sie ein Astern- oder ein Chrysanthementyp?“ – diese Frage stelle ich gerne, wenn jemand auf mich zukommt und Beratung für die Gestaltung von Gartenbeeten sucht. Sowohl die Gattung Aster, als auch die Gattung Chrysanthemum sind vorzügliche Gartenpflanzen, deren Blühhöhepunkt ab Spätsommer beginnt und sich, gestaffelt durch verschiedene Arten und Sorten bis weit in den November hinzieht. Meine Frage bezieht sich auf die Erscheinung der Pflanzen: Astern wirken, finde ich, glatter, etwas plakativer und vielleicht erfrischender. Chrysanthemen nehmen sich im Vergleich ein klein bisschen mehr zurück – sie wirken (nicht zuletzt durch ihre Farbpalette) etwas wärmer und … verzeihen Sie das abgenutzte Wort … etwas „nostalgischer“, vielleicht poetischer. Nun, das sind freilich rein persönliche Einschätzungen. Ich mag beide Gattungen, würde sie in einem Herbstbeet aber nicht direkt nebeneinander setzen. Sie haben einfach eine zu unterschiedliche Ausstrahlung – ähnlich wie Moderne Rosen und Alte Rosen …
Wenn ich von Chrysanthemen schreibe, muss ich erstmal etwas klarstellen: Ich beziehe mich immer auf die Sorten, die als Staude sich im Garten bewährt hat und schlage immer welche vor, die von Staudengärtnereien angeboten werden – beispielsweise das nebenstehende rosa ‚Julchen‘. Blühend angebotene Pöttchenchrysanthmen die ab September die Gartencenter fluten, lassen mich kalt. Das sind fast immer in Rekordzeit herangezogene Saisonpflanzen, die meist mit chemischen mit Stauchmitteln auf eine handliche Größe gedrückt wurden. Prinzipiell sind sie winterhart und dauerhafte Stauden – doch da diese Massensorten für die Topfkultur in Gewächshäusern selektiert wurden, ist es ein Glücksspiel, dass sie sich im Garten behaupten. Zum einen ist das Stauchmittel im folgenden Jahr abgebaut und die Pflanzen werden staksig (was nicht das Problem ist, da man ja stützen kann), zum anderen sind sie oft anfällig für Pilzkrankheiten und stehen oft kurz vor der Blüte mit nackten Stielen da.
Da sind mir die bewährten Sorten lieber. Sie werden am besten im Frühling gesetzt und bestocken sich im ersten Standjahr schon ganz prima. Stimmt der Standort verdoppelt bis verdreifacht sich die Pflanze in ihrer Ausdehnung. Spätestens ab dem dritten Standjahr lassen sich die Pflanzen sehr leicht teilen und liefern reichlich Vermehrungsmaterial. Chrysanthemen brauchen einen ausgeglichen feuchten Boden der eine gute Nährstoffversorgung gewährleistet und stehen am liebsten an einem halbschattigen bis sonnigen Platz.
Die Triebe verholzen an den unteren Teilen der Pflanzen und sind ziemlich fest. Fast alle Chrysanthemen werden so hoch, dass man sie stützen sollte, um einen aufrechten Habitus zu gewährleisten. Alle Pflanzenzonen die die Stützen überwachsen, tendieren beim Aufblühen etwas in die Seite zu gehen – was übrigens durchaus malerisch aussehen kann.
Chrysanthemen reagieren mit der Blütenbildung auf die Tageslänge, also auf die Abfolge von Licht- und Dunkelphasen. Sie brauchen – grob geschätzt – Kurztage mit neun oder zehn Stunden Tageslicht und entsprechender Dunkelphase in den 24-Stunden-Rhythmus, um überhaupt Knospen anzulegen (Das obige Bild mit Knospen von ‚Julchen‘ wurde Anfang September aufgenommen). Das erklärt, warum sie im Herbst blühen. Was in der Natur und im Garten von selbst läuft lässt sich in Gewächshäusern durch blickdichte Abdeckfolien simulieren. Auf diese Weise können Blühzeitpunkte der Chrysanthemen durch kontrollierte Bedingungen auf die Woche genau gesteuert werden. Das führt dazu, dass es zu jeder Jahreszeit blühende Chrysanthemen gibt – für die Vase oder (wirklich abscheulich) als Margeritensurrogat im Frühling zwischen Tulpen und Vergissmeinnicht.
Die freie Verfügbarkeit hat Chrysanthemen beliebig gemacht und gewissermaßen entwertet. Meines Erachtens entfaltet sie ihren Zauber nur im Herbst etwa bis zum Advent. Sie schließt den Kreis der blühenden Gartenpflanzen eher dieser von Christrosen (Helleborus niger) wieder begonnen wird … bei geschickter Sortenwahl überlappen sich Ende und Anfang eines Blütenjahres für ein, zwei Wochen etwa Mitte November – sofern es nicht friert, versteht sich. Sorten, deren Blütenkörbe nicht voll gefüllt sind, liefern übrigens Nahrung für Hummeln und Bienen, die noch spät im Jahr unterwegs sind – man kann zusehen, wie sie die Blumen belagern und sich über das Angebot freuen.
Chrysanthemenblütenkörbe aus dem Blumenladen sind meist sehr viel größer als die von Gartenchrysanthemen. Zum einen liegt das an einer entsprechenden Selektion der Sorten, zum zweiten werden bei den fußballgroßen Riesenblüten sämtliche Seitenknospen, spätestens wenn sie erbsengroß sind, ausgeknipst und nur die terminale (= größte Knospe an der Spitze, die ist zuerst angelegt und sichtbar) Knospe wird erhalten. Riesenblumen bekommt man von den Gartensorten nicht – aber das muss auch nicht sein; auch die Blütenbüschel sind in Beet und Vase attraktiv. Chrysanthemen sind enorm haltbare Blumen. Einige Sorten wirken beim Aufblühen erst voll gefüllt, zeigen aber im voll geöffneten Zustand durchaus noch ihre Korbblüter-Mitte und können Insekten bis weit in den November noch mit Pollen und Nektar versorgen.
Sorten gibt es freilich weit mehr, als ich hier zeigen kann, bzw. ich in meinem Pöttchengarten derzeit pflege. Abgebildet sind die kompakten, etwa 50 cm hohen ‚Julchen‘ (rosa, links oben in Vierergruppe) und ‚Rotes Julchen (rosarot, Aufmacher des Beitrags) sowie die gelbe Spinnen-Chrysantheme ‚Yellow Satellit‘ (syn. ‚Ordille‘, links unten in Vierergruppe). Sie ist meines Wissens nach die einzige Spinnenblumige Chrysantheme, die für den Garten zu bekommen ist, wenn sie auch schwer zu finden ist. ‚Yellow Satellit‘ und wird fast doppelt so hoch wie die „Julchens“; online hat Sarastro-Stauden sie im Angebot.
Weitere Sorten, die ich kenne und sehr gerne empfehle sind: ‚Poesie‘ (weiß, halb gefüllt, nach Honig duftend), ‚Schwabenstolz‘ (rot, halb gefüllt), ‚Kleiner Bernstein‘ (hell bernsteingelb, halb gefüllt, rechts oben in Vierergruppe), ‚Nebelrose‘ (silbrig rosa, schmale Zungenblüten aber noch keine „Spinne“) und die Zawadskii-Hybride ‚Clara Curtis‘ (früh und einfach blühend, rosa. rechts unten in der Vierergruppe) die allesamt bei Stauden-Gaissmayer zu finden sind.