Strauchrose
Austin (UK), 2003
Kreuzung: nicht veröffentlicht
Farbe: feines, zartes Rosa
Füllung/Form: locker gefüllt; schalenförmige Blüte
Duft: leicht bis mittelstark
Höhe: um 100 cm
Kennen Sie das gleichnamige Lied? Es handelt sich um ein englisches Volkslied, das durch das Sänger-Duo (Paul) Simon & (Art) Garfunkel in den 1960er Jahren weltweit populär wurde. Meine älteren Brüder hatten eine Schallplatte dieser Künstler, ich bin also sozusagen mit deren Liedern aufgewachsen – ich mochte deren Musik von Anfang an und noch heute, führt sie mich doch stets in die Vergangenheit. Vielleicht haben Sie Lust, „Scarborough Fair“ einmal zur Einstimmung auf diese wunderschöne Rosensorte anzuhören; mir kommt es jedenfalls immer in den Sinn, wenn ich diese Rosen anschaue.
Aber nun zur Rose:
Als erstes fällt die Feinheit des Strauches auf. Die Triebe sind filigran und das eher hellgrüne, gesunde Laub wirkt äußerst gefällig. Trotz der zart wirkenden Triebe werden die Blüten gut aufrecht gehalten und kippen nicht. Die Blüte ist locker gefüllt und schalenförmig und … hellrosa. „Nichts Besonderes …“, mögen sie jetzt müde abwinken, „… das alles haben wir schon hundertmal gesehen.“ Ich finde hingegen, das stimmt nur auf den ersten Blick! Ich betrachtete die Blüten genauer und vergleiche sie mit der sehr ähnlichen ’The Lady’s Blush’ vom gleichen Züchter. Und so kam ich auf den entscheidenden Unterschied, der ’Scarborough Fair’ ihren besonderen Zauber verleiht: Ihre Petalen werden zur Blütenmitte hin nicht nur kleiner, sondern auch etwas schmaler und die innersten von ihnen verwirbeln sich ein ganz klein bisschen. Außerdem finden sich gelegentlich einzelne feinste rötliche Federstriche an den inneren Blütenblättern; das kenne ich bisher nur bei Päonien.
So wirkt die Blütenschale lebendiger, ein klein bisschen weniger konstruiert als das (durchaus ebenfalls attraktive und gesunde) Vergeichsmodell. Genau diese klitzekleinen Abweichungen von einem exakt gezirkelten Ebenmaß verleiht einer perfekten Schönheit das Maß an Charakter, dass sie aus dem Standard heraushebt. Und genauso verhält es sich mit ’Scarborough Fair’. Nach meinen Begriffen ist sie ganz klar die schönste, liebenswerteste aller halb gefüllten zartrosa modernen Rosen … und duftet obendrein noch leicht und süß.
Beim Einsatz von ’Scarborough Fair’ sollte man ihre feine Erscheinung berücksichtigen. Wuchernde, massige Staudenrüpel etwa, wären die krasseste Fehlbesetzung, die man sich bei der Vergesellschaftung vorstellen kann. Doch mit leuchtenden Farben kann sie überraschend gut harmonieren. Ich habe sie als Kübelpflanze kennen und lieben gelernt und als Nachbar eine sehr kompakt wachsende Sorte von Lagerstroemia namens ’Hopi’ neben sie platziert. Die leuchtend pinkfarbenen großen Blütenständer aus gekreppt wirkenden kleinen Blüten mit orangegelber Mitte lieferten genau den Akzent, der der Rose gut bekommt. Vorstellbar ist auch die etwa zwei Meter Lespedeza, ein Halbstrauch, der gestützt werden muss und mit ginsterartigen korallenroten Blüten im Hoch- und Spätsommer aufwartet.
.. und vielleicht hören sie in ihrem inneren Ohr bald auch die verwunschene, träumerische Melodie des Liedes, wenn sie ’Scarborough Fair’-Blüten einmal selbst betrachten …
Hallo Herr Barlage,
diese Rose ist seit zwei Jahren bei uns im Garten. Direkt bei Austin bestellt.
Wir lieben sie. Sie hat so etwas federleichtes.
Viele rosige Grüße
Ruth Keipp