Rose Novalis Blütengruppe

’Novalis’

syn: ’Poseidon’

Edelrose
Kordes (D), 2010
Kreuzung: nicht veröffentlicht
Farbe: kühles, helles Fliederlila
Füllung/Form: dicht gefüllt; edle Knospe, dann schalenförmig
Duft: leicht
Höhe: bis ca. 120 cm

In meinen Augen ist ’Novalis’ eine echte Sensation! zart fliederlila Rosen gibt es schon lange, und sie sind durchweg ungewöhnliche Schönheiten. Allerdings schwächeln sämtliche (bis dato) sämtliche mir bekannten Sorten dieser Farbgruppe so sehr, dass mir die Lust auf sie vergangen ist. Selbst wenn beispielsweise ’Mainzer Fastnacht’, ’Mamy Blue’, ’Sterling Silver’ oder ’Tarde Gris’ umwerfende Blüten mit Extraduft hervor bringen, habe ich sie aus meiner Empfehlungsliste gestrichen, denn ich will nirgends Rosen in Spiel bringen, die nur mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hierzulande in einem attraktiven Zustand gehalten werden können.

Umso neugieriger war ich auf ’Novalis’, denn sie wurde als blattgesunde Sorte in den Handel gebracht – sogar mit dem begehrten ADR-Zeichen.

Novalis nickend aufblühend

Die Blüten halten genau das, was die Katalogbilder versprachen. Mich begeisterte von Anfang an die meist hoch gebaute Knospe. Ist sie fest geschlossen, sieht man meist einen dunklen Purpurton. Beim Öffnen wandelt sich dieser in ein leichtes Lila, das zuweilen silbrig strahlt. Beim Öffnen der Knospe spreizen sich in den ersten zwei, drei Tagen die äußeren Petalen ab wie bei einer Edelrose. Danach öffnet sich die Blüte zu einer Schale und offenbart die reiche Füllung. Ein reizvolles Detail ist, dass die Blütenblätter in der Mitte oft eine kleine Spitze haben. Sowie die Knospe sich öffnet, verliert sich die dunkle Schattierung und der schwebende Lilaton hält sich konstant bis zum Verblühen. Durch die reiche Füllung werfen die vielen Petalen Schatten aufeinander und die Blüte wirkt vollendet körperhaft.

Was die allermeisten fliederfarbenen Rosen auch auszeichnet ist ein sehr starker Duft. Der fehlt bei ’Novalis’ definitiv. Ich weiß nicht woran es liegt, denn selbst nehme ich kaum etwas an Wohlgeruch wahr, während hin und wieder andere Rosenfreunde ’Novalis’ einen leichten bis mittelstarken Duft bescheinigen … vielleicht bin ich für einige Duftaromen geruchsblind. Da ich hier freilich nur von meinen eigenen Erfahrungen mit den thematisierten Rosensorten berichte, belasse ich die Kategorisierung bei „leicht“.

’Novalis’ wird als Beetbose angeboten. Nun, das halte ich, mit Verlaub, für einen Irrtum. Immerhin erreichen die Büsche eine stattliche Höhe von mindestens einem Meter, gelegentlich mehr. Dabei bleiben sie auffallend schmal. Eine Beet-Rose sieht vom Wuchs her meiner Ansicht nach anders aus, denn wie sollte man aus ’Novalis’ flächige Beete pflanzen? Aber wissen Sie was? Das macht gar nichts. Ich finde diese Sorte ist ein perfektes Beispiel dafür, dass man sich – Kategorie hin, Kategorie her – stets ein Bild von einer konkreten Sorte machen sollte, eher man für sie einen Gartenplatz sucht. ’Novalis’ etwa ist eine wundervolle Wahl für kleine Gruppen und „simuliert“ sogar zuweilen eine Strauchrosengruppe in kleiner dimensionierten Beeten.

Novalis im Beet

Die angekündigte Blattgesundheit kann ich voll und ganz bestätigen. Das Laub wirkt frischgrün und glänzt leicht. Die Blüten stehen in den oberen Triebzonen meist in kleinen Büscheln zusammen und sind recht groß. Zuweilen nicken sie, aber an den langen Trieben ist das kaum ein Makel, sondern verstärkt ein wenig den verträumten Eindruck, den die Farbe schon verbreitet … und damit sind wir bei einem kontroversen Thema: Die Farbe Lila …

Ob in Vorträgen, oder bei Begehungen in allerlei Rosengärten: Wann immer eine fliederfarbene Rose thematisiert wird, erlaube ich mir die Frage ins Auditorium: „Hand aufs Herz – wer von Ihnen mag diese Rose, und wer von Ihnen nicht (so besonders)?“. Und fast immer ist die Meinung etwa fifty-fifty: Die Hälfte der Anwesenden mögen den Fliederton, die Hälfte nicht. Die Gegenargumente laufen meist auf ein „diese Farbe ist mir für eine Rose zu fremd“ hinaus. Nunja – über Geschmack lässt sich nicht streiten, aber fremde Rosenfarben waren zu ihrem Erscheinen beispielsweise auch Gelb, Signalrot oder Orange. Seltsamerweise sind diese Töne aber voll akzeptiert … nur beim Lila kommen Vorbehalte hier und da auf. Ich habe sogar von einer Freundin gelernt, dass im Persischen dieser Lilaton als „schmutziges Rosa“ bezeichnet wird. Das war schwer verdauliche Kost für mich, denn ich liebe auch diese Farbe an Rosen und die etwas abwertende Farbbezeichnung irritiert mich.

Als Gegenargument lade ich meine Zuhörer und Leser immer gerne dazu ein, sich beispielsweise ’Novalis’ in einem kleinen Beet vorzustellen, in dem viele weiß blühende Staudenbegleiter, etwa Schleierkraut oder weiße Astilben stehen und dazu etwas dunkler blaulilafarben blühende Begleiter eingestreuselt sind. Ich denke da an Ziersalbei, Eisenhut oder Rittersporn. So entsteht ein Beet zwischen Tag und Traum, bei dem der Blauanteil aller Pflanzen besonders in der „blauen Stunde“ vor der sommerlichen Abenddämmerung verstärkt wird.

Novalis fast offene Blüte

Dem Namenspatron, es handelt sich um den Dichter der Romantik Georg Friedrich Phillip von Hardenberg (1772-1801), der unter dem Pseudonym „Novalis“ bekannt wurde, hätte als Vertreter der frühen Romantik ganz gewiss seine Freude an solchen Beeten …