Zuerst einmal muss gesagt werden, dass genau genommen unter diesem Begriff Pflanzen zusammengefasst werden, die botanisch gesehen Zwiebeln oder Knollen ausbilden – auch wenn im Aufmacherbild tatsächlich ausschließlich Zwiebeln zu sehen sind. Zwiebel- und Knollenpflanzen gehören sehr unterschiedlichen Pflanzengattungen an und stammen aus vielen Gegenden der Welt – das erklärt ihre enorme Vielfalt.
Egal, ob Zwiebel- oder Knollenpflanze: Im Grunde genommen handelt es sich um Stauden, also krautige Pflanzen, die nach einer Vegetationsperiode über der Erde vollständig absterben und eine Ruhezeit einlegen. Viele Stauden überdauern diese Ruhephase, die bei Pflanzen die aus unseren Breiten stammen meist in den Herbst und Winter fällt, mit einem eher faserigen Wurzelstock und halten daran oder darin mehr oder weniger (oder gar nicht) sichtbar Austriebsanlagen bereit, die sich bei für sie günstigen Bedingungen strecken und eine neue Pflanze ausbilden, die grundsätzlich etwas stärker ist als im Vorjahr.
Pflanzen mit Zwiebeln oder Knollen haben Vorrats-Organe ausgebildet, um besonders viele Energiereserven für den Austrieb bereit zu haben. Das macht dann besonders Sinn, wenn sich die Pflanze unmittelbar nach einer Ruhephase sehr schnell aufbauen soll. So schaffen es etwa viele Frühlingsblüher die im Wald wachsen, so früh in Blüte zu kommen. Da neue Blätter noch nicht voll ausgebildet sind und Energienachschub durch Fotosynthese nicht voll geliefert werden kann, helfen die Vorräte über die Runden. Sie lagern in Form von Stärke in den Zwiebeln oder Knollen ein und werden beim Austrieb abgerufen. Das erklärt die enorme Geschwindigkeit mit der diese Pflanze vom Austrieb bis zur Blüte kommen. Mehr noch: Eine Zwiebel (wie die abgebildete Tulpenzwiebel) oder Knolle ist, wenn wir sie trocken kaufen, eine komplette Pflanze. Sie muss nur noch die richtigen Temperaturen, Feuchtegrade und Lichtverhältnisse vorfinden, um sich zu entwickeln. Faszinierend, nicht wahr?
Die allermeisten im Garten wachsenden Zwiebel- oder Knollenpflanzen ziehen ihr Laub ein, wenn ihr Vegetationszyklus durchlaufen ist. Es ist extrem wichtig, ihr die Zeit dazu zu geben. Erst wenn das Laub von selbst vergilbt und vertrocknet ist, darf es entfernt werden, denn jeder Tag an dem Blätter Fotosynthese betreiben können, stärkt die Pflanze, bzw. Zwiebel oder Knolle. „Ordentliche“ Gärtner, die saftiges, grünes Laub nach der Blüte abschneiden, bringen sich um die Blüten im kommenden Jahr. Um die nicht gerade attraktiven vergehenden Blätter zu kaschieren, pflanzt man Nachbarpflanzen ins Beet, die das überwachsen oder stellt Pflanzgefäße an wenig auffällige Plätze um.
Jetzt aber zur Unterscheidung der Begriffe: Die im Boden verbleibenden Überdauerungsorgane werden grob unterteilt in Zwiebeln und Knollen. Um das auseinanderzuhalten, hilft ein Griff in den Küchenschrank: Die Küchenzwiebel ist eine typische Zwiebel, die Kartoffel eine typische Knolle – aufgeschnitten zeigen sie den Unterschied sehr anschaulich.
Bei der Zwiebel liegen mehrere Schichten übereinander und in der Mitte zeigt sich mehr oder weniger deutlich die Anlage eines Blattschopfes, der beizeiten austreiben soll. Auch in der Küche ist das wohlbekannt. Aus jeder erwachsenen Zwiebel entspringt grundsätzlich ein Blattschopf oder Trieb mit bereits angelegten Blüten. Eine Zwiebel besteht aus gestauchten, kompakt zusammengeschlossenen Blättern in die Stärke eingelagert ist. Das macht sie dick und fleischig (und bei essbaren Arten nahrhaft und lecker). Diese Blätter haben sich im Laufe der Evolution unter die Erde angelagert, da das Erdreich Schutz vor Frost oder Hitze bietet und so die Vorratskammer bei ungünstigen Bedingungen intakt bleibt, bzw. die Pflanze überlebt. Je nach Art ist die Zwiebel von schützenden Außenblättern umgeben und die Blätter hängen eng (wie bei unserer Küchenzwiebel) oder locker (etwa bei Lilien oder Kaiserkronen) zusammen. Sehr bekannte Zwiebelblumen sind die „üblichen Verdächtigen“, also Tulpen, Narzissen, echte Lilien (Lilium), Kaiserkronen (Fritillaria imperialis) oder Zierlauche (Allium-Arten).
Eine Knolle hat eine andere Herkunft. Bei ihr handelt es sich um eine stärkehaltige Verdickung der Wurzeln oder des Sprosses. Das Gewebe ist einheitlich; Schichtungen sind nicht erkennbar. Verdickungen eines Sprosses haben sich vergleichsweise bodennah entwickelt und dürfen in vielen Fällen nicht zu tief gepflanzt werden – das ist etwa bei Kalla (Zantedeschia) der Fall, deren Knollen nur sehr dünn mit Erde bedeckt werden dürfen. Unsere Kartoffeln, deren Knollen Umbildungen von Wurzeln sind, sehen das aber gelassener. Knollen sind genauso wie Zwiebeln komplette Pflanzen im Ruhezustand. Anders als eine Zwiebel kann eine erwachsene Knolle mehr als einen Trieb ausbilden. Die Triebanlagen verteilen sich gewöhnlich an den Außenschichten der ganzen Knolle. Blüten können, müssen aber nicht bereits in Kleinstformat angelegt sein. Bei der Kartoffel nennt man die Triebanlagen „Augen“, die gut erkennbar sind. Aus den Augen entwickeln sich junge Triebe die die Pflanze aufbauen – auch das kennt jeder, der mal eine Kartoffel zu lange hat liegen lassen. Im Ziergarten wachsen Krokusse oder Alpenveilchen (Cyclamen) aus Knollen.
Pflanzen haben sich nicht am Reißbrett entwickelt und so gibt es bei Zwiebeln und Knollen eine große Vielfalt. Einige Zwiebeln bestehen aus nur einem einzigen Blatt – so etwa bei bestimmten Zierlauchen. Nicht selten sitzen auch mehrere Zwiebeln im Pulk zusammen. Meist hat hier eine erwachsene Zwiebel Tochterzwiebeln gebildet. Auch die Größe schwankt beträchtlich, man denke nur an das Größenverhältnis der gewaltigen „Amaryllis“-zwiebeln zu etwa Zwergtulpen.
Auch bei Knollen finden sich Unterschiede im Aussehen. Hier ist zudem der Übergang zu so genannten Rhizomen, die ebenfalls als Wurzelverdickung Energiereserven speichern, fließend. Rhizome aber sind sämtlich aus Wurzeln entstanden. Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Pfingstrosen (Paeonia), Bart-Iris (Iris barbata), Taglilien (Hemerocallis) oder Steppenkerzen (Eremurus) bilden Rhizome.
Zwiebel- und Knollenpflanzen sind als gärtnerische Pflanzengruppe eine willkürliche Einteilung. Sie hat ihren Ursprung in der Vermarktung dieser Pflanzen. Der Vorteil ist bei ihnen nämlich, dass sie in ihrer Ruhezeit trocken und unkompliziert (meist kühl und dunkel) gelagert werden können und es einem Händler vergleichsweise wenig Mühe macht, sie vorzuhalten. Obwohl es sich um komplette Pflanzen handelt, werden sie wie Saatgut behandelt. Blumenzwiebelanbieter haben nicht selten auch Rhizompflanzen im Angebot. Diese Pflanzen können jedoch nicht lange gelagert werden und müssen innerhalb weniger Wochen verkauft werden; meist trocknen sie deutlich schneller aus als die üblichen Zwiebel- und Knollenpflanzen. Ich würde sie nur bei renommierten Gärtnereien kaufen. Blumenzwiebeln und Knollen, sowie Rhizome lassen sich völlig problemlos versenden. Die abgebildeten eingetüteten Zwiebeln habe ich bei den Anbietern Fluwel, Nijssen und Gaissmayer im Herbst 2018 erstanden ( – ohne Verpflichtung darüber zu schreiben, wohlgemerkt; ich werde nicht für Werbung bezahlt).
Eine gute Qualität von Zwiebeln und Knollen als Pflanzgut liegt ihrer Größe entsprechend schwer in der Hand. Austriebe sollten sich beim Kauf grundsätzlich nicht zeigen oder noch sehr klein sein. Zwiebeln und Knollen, die warm gelagert oder über einen längeren Zeitraum angeboten werden, können austrocknen. Wie schnell das passiert, hängt von den Eigenschaften der jeweiligen Art ab. Einige sind sehr empfindlich (etwa Schneeglöckchen = Galanthus, oder Märzenbecher = Leucojum vernum), einige robust (beispielsweise Tulpen). Empfindliche Arten sollte man sofort kaufen, wenn sie angeboten werden und so rasch wie möglich pflanzen. Bis zur Pflanzung müssen sie kühl und dunkel, am besten in einem lockeren Substrat, aufgehoben werden.
Je nach Herkunft der Pflanzenart kann eine Zwiebel- oder Knollenpflanze winterhart sein – oder eben nicht.
Nicht winterharte Arten, zu denen die links zu sehende, ab September blühende Zwiebelpflanze Nerine ‘Elegance’ gehört, werden im späten Frühjahr gepflanzt – entweder als trockene Zwiebel/Knolle oder als junge Pflanze die im Haus vorgezogen wurde – und im Herbst wieder ausgemacht und eingelagert. Viele Arten sind sehr langlebig, wenn sie kühl aber frostfrei überwintert und rechtzeitig (ab März im Haus, sechs Wochen später je nach Frosterwartung im Freiland) wieder angetrieben werden. Nicht winterharte Zwiebelpflanzen eignen sich ideal für die Bepflanzung von Kübeln, da sie zur Überwinterung kein Licht benötigen. Wozu auch? Sie sind ja in Ruhe und haben eh keine Blätter mehr, die Fotosynthese betreiben möchten.
Winterharte Zwiebel- und Knollenpflanzen pflanzt man meist im Laufe des Herbstes. Da die einzelnen Arten unterschiedliche „Anlaufzeiten“ haben, staffelt sich die Pflanzsaison. Empfindliche Arten wie Schneeglöckchen oder Märzenbecher sollten spätestens Anfang September in der Erde sein. Bei Kaiserkronen und Narzissen wäre etwa Mitte Oktober die letzte Eisenbahn. Tulpen wie die abgebildete Tulipa batalinii ‘Bright Gem’, Krokusse oder Hyazinthen sind besonders robust und nehmen selbst eine Pflanzung bis Mitte Dezember (sofern danach noch einige Wochen der Boden nicht durchfriert) nicht übel. Freilich: Diese Zeiten sind pauschal genannt. In rauen Gegenden verschieben sich die Pflanzzeiten um etwa zwei Wochen nach vorne. Auch winterharte Zwiebelpflanzen lassen sich hervorragend in Gefäßen ziehen.
Als Sonderfall werden noch so genannte „präparierte Zwiebeln“ angeboten. Man hat heraus gefunden, dass eine Lagerung bei bestimmten Temperaturen den Austrieb der Blattschöpfe oder Triebe und damit die Blütezeit beeinflusst. Meist soll das beschleunigt werden. Je nach Art werden die Zwiebeln zu bestimmten Phasen im Lager gekühlt oder mit Wärme behandelt und kommen erst danach in den Handel. Präparierte Hyazinthenzwiebeln haben also gewissermaßen den Winter schon „erlebt“ und brauchen nur noch Wasser (Erde nur als Haltesubstanz, es funktioniert auch mit Granulat) und zur gegebenen Zeit Licht, um Blätter und Blüten wachsen zu lassen. Sie werden gern im Haus im Winter angetrieben, um die lange Wartezeit bis zum Frühling zu beleben. Leider erschöpfen sich solche Pflanzen nach dieser Prozedur sehr stark und es ist nicht gesagt, dass man sie nach einer Pflanzung im April in den Garten wieder aufpäppeln kann – bei Zwiebeln, die nur auf Wasser und nicht auf Erde aufgesetzt wurden, ist das aussichtslos.
Aber auch Zwiebeln von „Amaryllis“ (=Hippeastrum) die in den Handel kommen, sind meist ähnlich getriggert worden, damit sie zügig austreiben und schon im Dezember oder Januar blühen können. Da hier der Wachstumszyklus nicht allzustark verändert wurde, und die Zwiebeln in nahrhaftes Substrat gesetzt wurden, haben Amaryllis beste Chancen, viele Jahre alt zu werden und sich sehr prächtig weiter zu entwickeln. Allerdings werden sie in allen Folgejahren frühestens ab Ende Januar, meist später, wieder zur Blüte kommen.