Gartenrosen sind Ergebnisse generationenlanger Züchtungen. Wildrosen lassen sich sehr gut miteinander und mit bereits vorhandenden Züchtungen kreuzen. So sind die Stammbäume sehr komplex und es ist längst nicht immer möglich, Rosensorten auf eine Wildart zurückzuführen.
Aus diesem Grund ordnet man Gartenrosen-Züchtungen gewöhnlich nicht einer Wildart zu, sondern teilt das riesengroße Sortiment in so genannte Rosenklassen ein.
Einige Rosenklassen tragen noch den Namen einer Ausgangsart – etwa die Gallica-Rosen. Das betrifft vorwiegend Klassen, die den Alten Rosen zugerechnet werden. Viele Rosensorten werden aber nach ihrer äußeren Erscheinung in entsprechende Klassen eingeteilt. Jede Rosenklasse hat darum einige Kriterien, die eine Sorte aufweisen muss, um ihr zugeordnet zu werden.
Das Sympathische an Rosen ist aber, dass sich die eine oder andere Sorte nicht eindeutig einer einzigen Klasse zuordnen lassen. Es liegt in der Natur der Sache, dass Übergänge zwischen Rosenklassen fließend sind. Auch innerhalb einer Rosenklasse können sich die einzelnen Sorten beträchtlich unterscheiden. So bleibt im (gar nicht so seltenen) Zweifelsfall nichts anderes übrig, als sich die Sorte selbst einmal genau anzuschauen um sie passgenau im Garten einsetzen zu können.
Aber keine Sorge! Als erste Orientierungshilfe haben sich die Rosenklassen sehr bewährt.
Hier einmal ein grober Überblick über die Rosenklassen – es mag Expertenabweichungen geben, aber dieses System ist allgemein praxistauglich und gilt bei Rosenliebhabern in Deutschland:
Gallica-Rosen (einmal blühend)
– Rosen die von Rosa gallica abstammen; erste Formen ab dem 16. Jahrhundert identifiziert
Damaszener-Rosen (fast alle einmal blühend)
– Rosen, die von Rosa x damascena abstammen, erste Formen ab dem 16. Jahrhundert bekannt
Alba-Rosen (einmal blühend)
– Rosen, die von Rosa x alba abstammen, frühe Formen sicher ab dem 16. Jahrhundert bekannt
Zentifolien (einmal blühend)
– Rosen, die von Rosa x centifolia abstammen, als Klasse seit Ende des 16. Jahrhunderts bekannt
Moos-Rosen (einmal blühend)
– Rosen, die aus den Zentifolien selektiert wurden, es begann etwa ab Ende des 17. Jahrhunderts
Rugosa-Rosen (öfter blühend)
– Rosen, die auf Rosa rugosa zurückführbar sind, die Mitte des 17. Jahrhunderts in Europa eingeführt wurde
Portland-Rosen (öfter blühend)
– Rosen die Kreuzungen von Damaszener-Rosen und China-Rosen entstanden sind ab etwa ab Ende 18. Jahrhundert
China-Rosen (öfter blühend)
– Rosen, die aus bereits vorhandenen chinesischen Züchtungen in Europa Ende des 18. Jahrhundert eingeführt und auch dort weiterentwickelt wurden
Noisette-Rosen (öfter blühend)
– Rosen, die Kreuzungen aus China-Rosen und Rosa moschata entstanden, und das ab Anfang des 19. Jahrhunderts
Bourbon-Rosen (remontierend bis öfter blühend)
– Rosen, die aus China-Rosen und Damaszener-Rosen entwickelt wurden, etwa Anfang des 19. Jahrhunderts
Tee-Rosen (öfter blühend)
– Rosen, die China-Rosen und Rosa gigantea als Ahnen hatten, sie wurden eingeführt aus Fernost ab Mitte des 19. Jahrhunderts
Remontant-Rosen (remontierend bis öfter blühend)
– Rosen die einem Mix aus den öfter blühenden Portland-, Noisette- und Bourbon-Rosen entsprossen, und ab Mitte des 19. Jahrhunderts aufkamen
Tee-Hybriden (öfter blühend)
– Rosen, die aus Remontant-Rosen ab Mitte des 19. Jahrhunderts weiter entwickelt wurden und vorwiegend einzelne Blüten pro Stiel ausbilden
Polyantha-Rosen
– Rosen, die ebenfalls aus den Remontant-Rosen etwa Mitte des 19. Jahrhunderts weiter gezüchtet wurden und vorwiegend mehrere Blüten pro Stiel ausbilden
Wichuraiana-Rosen (einmal bis öfter blühend)
Rosen, die aus Rosa wichuraiana etwa Ende des 19. Jahrhunderts gezüchtet wurden
Moschata-Rosen (öfter blühend)
Rosen, die aus Rosa multiflora, Rosa moschata und anderen entstanden und Anfang des 20. Jahrhundert aufkamen
Zwerg-Rosen (öfter blühend)
Rosen, die entwickelt aus China-Rosen und anderen gezüchtet wurden und auffallend klein bleiben; entstanden etwa ab Mitte des 20. Jahrhunderts und auch als „Zwerg-Bengal-Rosen“ bekannt
Polyantha-Hybriden (öfter blühend)
Rosen aus Kreuzung von Polyantha-Rosen mit Tee-Hybriden, mehrblumig und mit relativ großen Blüten; Aufkommen etwa Mitte des 20. Jahrhunderts
Floribunda-Rosen (öfter blühend)
Rosen, die man aus Polyantha-Rosen, Polyantha-Hybriden und Tee-Hybriden entwickelte und hoch gebaute Blüten entwickelten; Aufkommen etwa Mitte 20. Jahrhunderts
Grandiflora-Rosen (öfter blühend)
Rosen, die als spezialisierte Sonderform der Floribunda-Rosen mit sehr großen Blüten gelten und etwa Mitte 20. Jahrhunderts aufkamen
Beet-Rosen (öfter blühend)
Weiterentwicklung aus Polyantha-Rosen, Polyantha-Hybriden, Floribunda-Rosen und Tee-Hybriden – Klassifizierung Ende 20. Jahrhundert
Edel-Rosen (öfter blühend)
Weiterentwicklung aus Tee-Hybriden und Floribunda-Rosen, die Klassifizierung erfolgte etwa Ende 20. Jahrhundert
Strauch-Rosen (öfter blühend)
Weiterentwicklung aus zahlreichen Rosenklassen, Klassifizierung etwa Mitte des 20. Jahrhunderts
Kletter-Rosen (einmal und öfter blühend)
Weiterentwicklung als Wichuraiana-Rosen und zahlreichen weiteren Rosenklassen mit einer Klassifizierung ab Mitte des 20. Jahrhunderts
Bodendecker-Rosen (öfter blühend)
Sonderformen der Beet-Rosen, entwickelt aus ihnen und weiteren Rosenklassen und ausgerufen etwa Ende des 20. Jahrhundert
Die Bezeichnungen Tee-Hybriden, Grandiflora-Rosen, Floribunda-Rosen und Polyantha-Hybriden sind heute nicht mehr gebräuchlich. Sie finden sich aber noch in alten Büchern. Neuerdings sind die Sorten den Beet- oder Edel-Rosen zugeordnet. Ich habe sie hier aufgeführt, damit die Züchtungsgeschichte der heutigen Gartenrosen etwas nachvollziehbarer ist.