Tee-Rosen sind eine Rosenklasse, deren erste Vertreter aus China Ende des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts unter dem Namen Rosa indica fragrans nach Europa eingeführt wurden. Es handelt sich bereits um Züchtungen aus dem Reich der Mitte, die den China-Rosen (manchmal ist eine Unterscheidung schwierig) ähnelten und man nimmt ab, dass die Tee-Rosen von den China-Rosen und Rosa gigantea abstammen. So wie sie blühten sie im Unterschied zu den damals auf unserem Kontinent verbreiteten Rosen mehrmals im Jahr; jeder neue Trieb schließt gewöhnlich mit einer Blütenknospe an. Und sowie eine Blüte vergangen ist (und entfernt wurde, um Hagebuttenbildung zu unterbinden), ist der Trieb angeregt, neue Schosse zu bilden.
Tee-Rosen begeisterten früh durch ihre oftmals hochgebaute Blütenform und die sehr oft äußerst delikaten Farbspiele der Blüten. Die abgebildete Sorte ‚Maman Cochet‘ ist sogar lange Jahre eine führende Schnittrosensorte gewesen, die in Frankreich angebaut wurde. Gerade bei Tee-Rosen finden sich einzelne Blüten auf langen (Teil-)Trieben und wundervolle Verläufe von Weiß zu Rosarot, rosige Anflüge auf gelben oder orangefarbenen Untertönen, Farbwechsel von Rosa zu Lachs bis Creme und vieles mehr. Hinzu kommt bei vielen Sorten ein guter Duft, der nicht wirklich rosentypisch (so wie die Duftnote der klassischen Damaszener-Rosen) ist. Die Wuchsform kann sehr unterschiedlich ausfallen – es gibt Tee-Rosen, die sich etwa auf eine Meterhöhe einpendeln, aber auch solche, die Bögen, Wände oder Gazebos überwachsen.
Den Vorteilen stehen allerdings gewisse Nachteile gegenüber. Zum einen ist nicht bei allen Sorten das Laub gefeit vor Pilzbefall. Hinzu kommt, dass sie am besten wachsen, wenn der Sommer warm und niederschlagsarm ausfällt und auch die Winterhärte ist bei vielen Sorten nicht gerade ideal. In Weinbaugebieten sind Tee-Rosen eine Offenbarung – in Südeuropa ebenfalls, doch in Höhenlagen oder regenreichen Regionen können sie heikel sein. Hier kommt es auf einen Versuch an mit der Vorgabe, sie an den wärmsten, sonnenzugewandtesten und geschütztesten Platz zu setzen, der sich finden lässt.
Ich habe meine schönsten Erfahrungen mit kompakt wachsenden Tee-Rosen auf meiner Dachterrasse in Karlsruhe gemacht. In Kübeln gedeihen sie sehr gut, beginnen früh mit der Blüte (oft schon Anfang/Mitte Mai) und treiben bis weit in den November, wenn das Wetter mild bleibt noch länger, neue Blüten. Oft behalten sie ihr Laub. Der Knackpunkt ist ihr Bedürfnis, früh auszutreiben. Sie haben in der Evolution ihrer Stammarten keine Notwendigkeit mitbekommen, sich durch späten Austrieb vor Frösten im Februar, März und April zu schützen. Insofern sollten sie abgedeckt werden, damit das stärker werdende Licht durch die zunehmende Tageslänge im Frühling sie nicht vorzeitig zum Austrieb verführt. Eine tiefe Pflanzung der Veredlungsstelle und Anhäufeln der Pflanzen beugt zudem Verluste durch starke Winterfröste vor.
Tee-Rosen gehören zu den Ahnen vieler moderner Rosenklassen, allen voran den Tee-Hybriden, die mittlerweile hierzulande als Edel-Rosen bezeichnet werden.
Was zum Namen „Tee-Rose“ geführt hat, ist nicht eindeutig rekonstruierbar. Eine Annahme ist, dass sie um die Wende zum 19. Jahrhundert gemeinsam mit Teepflanzen oder in Teekisten aus dem chinesischen Kanton verschifft wurden. Dann gibt es die Vorstellung, dass sie nach Schwarzem Tee duften (was bei einigen, wenn auch wenigen, durchaus Sorten zutrifft) und darum diesen Namen gaben. Und last not least stammten bedeutende frühe Tee-Rosen-Sorten aus der kantonesischen Gärtnerei Fa-Ti und wurden möglicherweise als „Fa-Ti-Rose“ nach England gebracht, wo sich der Name zur „Tea-Rose“ abschliff. Was immer der Grund tatsächlich sein mag – dieser Rosenname führt uns in die Ära der großen Pflanzensammler und Entdecker und verleiht den exotisch-schönen Vertreterinnen der Rosenklasse der Tee-Rosen einen besonderen Nimbus.