Beetrose
Kordes (D), 2015
Kreuzung: nicht veröffentlicht
Farbe: zartes Honiggelb bis Aprikot
Füllung/Form: locker gefüllt; schalenförmig
Duft: leicht bis mittelstark und eher süß
Höhe: bis ca. 100 cm
Auf diese Sorte bin ich im Zuge der Planungen für einen Rosengarten gekommen. Ich stellte die Rosensorten zusammen und knobelte, welche zartfarbene und blattgesunde Sorte hier noch hinein passen könnte. So schwankte ich zwischen ’Oh Happy Day’ und eben ’Sweet Honey’, beide kommen aus dem Hause Kordes. Den Ausschlag gab der Name, denn ich habe mitbekommen, dass dieser Kosename einmal bei dem Paar, das sich den Rosengarten wünschte, gefallen war. Gedacht, getan – und nun schreibe ich hier nicht über den happy Day …
Ich nehme nun vorweg: Die getroffene Wahl war auf jeden Fall ein Volltreffer. Sie wuchs zügig an und – man kann es nicht anders sagen – den Sommer über sozusagen über sich hinaus. Es dürfte für die meisten vergleichbaren Sorten schwer sein, ’Sweet Honey’ hinsichtlich des Blütenreichtums zu übertrumpfen; sie blühte wirklich immer. Die Blütenbüschel waren sehr reich verzweigt und der Durchtrieb bemerkenswert schnell.
Anfangs sind die Knospen sehr hoch gebaut und beim Aufblühen äußerst elegant geformt. Die Petalen ordnen sich gefällig zu einer regelmäßig geformten und locker gefüllten, mittelgroßen Blüte an. Die dunkelgelben Staubgefäße liegen also frei und beleben mit und ohne Insektenbesuch in äußerst harmonischer Weise das Bild. Öffnende Knospen schimmern klar honiggelb mit einem Hauch Apricot. Inwieweit sie zu einem sehr zarten, in gleicher Farbe hauchzart nuancierten Elfenbein aufhellen, hängt vom Wetter ab: Im heißen Hochsommer ist das die Regel. Im Herbst hält sich die Tönung der Knospe weitgehend bis zum Verblühen. Die Blüten duften leicht, so schreiben die meisten Autoren. Ich finde, meist ist der süße Duft sehr präsent, wenn man an den Blüten schnuppert.
Über den Wuchs lassen sich nur Lobeshymnen anstimmen. Kraftvoll aufrecht und doch sehr graziös bauen sich die Pflanzen auf. Die Verzweigung der Blütenbüschel ist ausgesprochen reich; besonders junge Bodentriebe tragen über 20 Knospen und erinnern mich dadurch an China-Rosen … nur reicher belaubt in allen Pflanzenzonen. Das Laub ist von der Größe her genau passend und weder zu plump noch zu fieselig. Es ist auffallend dunkel grün und eher ledrig denn stark glänzend. Im Oktober habe ich eine Spur Mehltau feststellen können, aber diese auch für ihre Gesundheit hoch ausgezeichnete Sorte wächst das selber wieder aus, sowie das Wetter weniger mehltaufreundlich ist.
Als typische Beet-Rose würde ich sie allerdings nicht bezeichnen, denn dazu ist sie meines Erachtens eine Spur zu hoch. Da sie sich hinreichend breit aufbaut, fällt die Pflanzenerscheinung aber keineswegs steif aus, sondern äußerst gefällt. Überall dort, wo eine Rose etwa einen Meter hoch werden darf, ist sie in kleinen und großen Gruppen eine wahrhaft vorzügliche Wahl. Um wirklich zu begreifen, warum ich so begeistert von gerade dieser Sorte bin, wo es doch so viele ähnliche gibt, muss man sie einfach einmal selbst gesehen haben. Na und als „i-Tüpfel“ erwähne ich, dass diese Sorte sehr lange blüht. Das kleine Foto links ist in den letzten Novembertagen 2024 entstanden; die Blüte hielt bis Anfang Dezember, also bei der kühlen Witterung etwa drei Wochen.
Fassen wir zusammen: Diese Sorte hat alles! Eine bezaubernde Blüte, eine hohe Blühwilligkeit, Duft und eine unschlagbare Beetpräsenz. Sie bereitet pure Freude. Und das haben auch die Briten längst erkannt, denn sie kürten sie mit dem allerhöchsten Titel, den sie vergeben können: Im Sommer 2019 wurde ’Sweet Honey’ zur „Rose of the Year 2020“ ausgerufen. Hier in Deutschland ist sie erstaunlicherweise nicht einfach zu besorgen, der Züchter selbst hat sie nicht mehr in seinem Sortiment … aber glücklicherweise haben einige Anbauer hierzulande sie noch nicht aufgegeben. Ich hüte unseren Kübel mit ‚Sweet Honey‘, der im Eingangsbereich zum Haus in dem wir wohnen steht jedenfalls mit Argusaugen.