’Soul’

Strauchrose 
Tantau (D), 2014
Kreuzung: nicht veröffentlicht
Farbe: purpurrot
Füllung/Form: dicht gefüllt; rundlich-schalenförmige Blüte
Duft: stark und typisch rosenartig
Höhe: um 140 cm

Ein vollendetes Meisterwerk und ein Meilenstein aktueller Rosenzüchtung – das Fazit, das eigentlich ans Ende eines Beitrages gehört ziehe ich mal vor. Ich finde, es gibt derzeit keine Strauchrose die derart viele Vorzüge und ersehnte Eigenschaften auf sich vereinigen kann. 

Beginnen wir mit der Pflanzenerscheinung. Der Strauch wächst aufrecht, ist vielleicht etwas schmal proportioniert und sehr gut bedeckt mit krisenfestem, sehr gesundem Laub. Ich kenne sie seit ihrer Markteinführung und habe zumindest selbst noch keine Pflanze mit nennenswertem Pilzbefall gesehen. Die Triebe sind so stark, dass sie die großen, meist in Büscheln bis etwa vier oder sechs zusammenstehenden Blüten zuverlässig aufrecht halten.

Tja und die Farbe! Wenn sie die klassische Bauerpfingstrose Paeonia officinalis ’Rubra Plena’ kennen, kennen sie auch den Farbton der ’Soul’. Allen, denen das so nicht geläufig ist, hilft vielleicht der Tipp, sich einen Korb von reifen roten Kirschen und roten Johannisbeeren vorzustellen und die Farbe der Rose sozusagen zwischen dem dunklen Cerise und dem Scharlachrot auszupendeln. ’Soul’ blüht in einem dunklen Rot, das weder ins Magenta noch ins Signalrot kippt. Eigentlich ein dunkles Rosenrot. Und wie die Faust aufs Ei passt dazu der starke, zuweilen strömende Duft, denn auch er ist typisch rosig. Haben Sie eine Damaszener-Rose im Garten, wissen Sie, was ich meine. Die Blütenform mag vielleicht nicht die allerexakteste sein, die möglich ist, doch als ungeordnet würde ich sie auch nicht gerade bezeichnen. Die Füllung ist sehr reich und Staubgefäße zeigen sich sehr selten. Für alle, die auf Bienenfreundlichkeit achten: Verzichten Sie nicht auf die Rose, sondern gesellen ihr Bienennährpflanzen bei, etwa Gaura lindheimeri, die Prachtkerze, die einen Rot-Weiß-Kontrast auf herrlich leichte Weise den ganzen Sommer hindurch ermöglicht.

So, nun ist die Lobhudelei ziemlich komplett, nicht wahr? Die Sträucher sind ziemlich vielseitig verwendbar. Selbst als Hecke oder Reihenformation versagt sie nicht – im Gegenteil. Die vielen Stacheln mögen beim Zurückschneiden im Frühling stören, doch dafür halten sie ungebetene Garteneinschleicher recht wirksam ab. Über die Winterhärte kann ich aufgrund der sehr milden Winter der letzten Jahre wenige Aussagen machen – doch bisher ist ’Soul’ auch in diesem Punkt nicht negativ aufgefallen.

Dass eine solche Ausnahmesorte in der begehrtesten aller Rosenfarben vom Markt, sprich von den Hobbygärtnern, begeistert aufgenommen wurde, versteht sich von selbst. Und auch die Mitglieder der Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde votierten im Jahr 2018 eindeutig und kürten sie zur „Rose des Jahres“. Der Applaus dazu ist angebracht.