Lady Madonna Einzelblüte

Narzissen – unverzichtbar

Es ist schon eine Weile her, dass ich einen Beitrag in einer Gartenzeitschrift zu diesen Pflanzen mit der Überschrift „Des Lenzens liebstes Kind“ betitelt hatte. Und nichts hat sich in meiner Einstellung zu diesen Pflanzen seither geändert. Im Garten gehören sie zu den allerbesten winterharten Zwiebelpflanzen weil sie in den meisten Böden bestens voran kommen und unter sommerlicher Feuchte weit weniger leiden als etwa Tulpen … und weil Wühlmäuse die Zwiebeln nicht anrühren.

Die Schönheit der Narzissen liegen in ihrer an sich schon attraktiven Blüte und wird auch ihre seitliche Haltung charakteristisch verstärkt und unverwechselbar. Die Spitzen-Floristin Nicole von Boletzky aus der Schweiz sprach von ihr einmal liebevoll als „Die Blume mit dem Knick“. Das Farbenspektrum umfasst alle möglichen Kombinationen von Gelb- und Weißtönen in der meist zusammengewachsenen mittigen Krone und den sie umgebenden Blütenblättern die die Nebenkrone bilden. Rot und Lachsrosa erweitern bei einigen Sorten die Palette. Viele Narzissen duften. Bei den gelben „Osterglocken“ ist der Duft meist leicht und mild, bei Jonquillen, Tazetten, Dichternarzissen und deren Abkömmlingen kann er narkotisch stark sein. Oben abgebildet ist eine Cyclamnieus-Narzisse mit charakteristischer langer Krone namens ‘Lady Madonna‘

Der Begriff „Narzisse“ lässt sich auf die griechische Sagengestalt Narziss (= Narcissos) zurückführen, und die Sage über ihn, sowie eine zweite Narzissensage können Sie in Kurzform hier nachlesen. Abseits der griechischen Mythologie steckt aber auch das griechische Wort für „betäuben“ (narcao = ich betäube) in diesem Pflanzennamen.

Narzissenchart 1

< Narzissensorten in diesem Chart: ‚Roundita‘ (oben links), ‚Barret Browning‘ (oben links), ‚Artic Bells‘ (unten links), ‚Tiny Bubbles‘ (unten rechts >

Die Kultur der Narzissen ist übrigens denkbar einfach. Man setzt die Zwiebeln im Oktober und wartet einfach ab. Je nach Sorte – und die Vielfalt ist immens – treiben sie zwischen Januar und März ihr schmales Laub aus und zwischen den riemenförmigen Blättern lassen sich dann zum art- und sorteneigenen Zeitpunkt die Schäfte mit den Blüten blicken. Die Narzissenwelt ist in Kategorien eingeteilt, die zwischen Herkunft (etwa von einer Art wie den Tazetten) und/oder Blütenform bzw. Blütenstand (große Trompete, kleine Trompete, vielblumig …) unterscheidet.

Im Garten sind die vitalsten Sorten absolute Selbstläufer, wenn auch nicht überall jede von ihnen gleich gut gedeiht. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit den typischen gelben Osterglocken gemacht – egal ob es sich um wildhafte niedrige Arten oder um Züchtungen, allen voran die extrem lange haltbare ’Sint Victor’, handelte. Auch Klassiker wie die weiße ‘Thalia’ oder die echten Dichter-Narzissen Narcissus poeticus ‚Actaea‘ und ‚Recurvus’ haben sich bestens bewährt. Es gibt nur eine einzige Narzissensorte die ich nicht gerne pflanze: Die gelbe ’Tete-a-Tete’, die in Massen als Mini-Osterglocke überall zu finden ist. Offen gestanden kann ich sie nicht mehr sehen, so inflationär ist sie im Frühling als Topfpflanze.

Narzissen bestocken sich bei einigermaßen zusagenden Standort in Sonne oder Halbschatten recht gut. Darum kann es passieren, dass sich mit der Zeit die Zwiebeln gegenseitig Licht, Luft und Nährstoffe wegnehmen und die Pulks blühfaul werden. Hier braucht man diese nur nach dem Vergilben des Laubes aufzunehmen und an einen neuen Platz weiter auseinander setzen. Etwas Dünger im Folgejahr gegeben, und schon hat man neue Trupps dieser Pflanzen in bester Blühlaune.

Zwiebel mit Tüte Narcissus Prom Dance

Wie bei viele andere Zwiebelpflanzen auch, werden Narzissenzwiebeln nach Gewicht gehandelt. Das kann einige Anbauer dazu verführen, die sprichwörtlich zu mästen. Durch den schnellen Aufbau von Masse leidet aber die Vitalität, die in einer Sorte stecken mag und die Blüte fällt im Jahr nach der Pflanzung dann zwar eindrucksvoll aus, danach mickern aber die Pflanzen gelegentlich vor sich hin. Lassen Sie ihnen etwas Zeit, sie erholen sich schon. Wer dieses Problem ganz umgehen will, kauft bei sehr guten Anbietern – ich habe meine Narzissen etwa bei Nijssen Tuin in den Niederlanden bestellt; einen Anbieter der ein fantastisches Sortiment in bester Qualität zu erschwinglichen Preisen führt … und nebenbei ist Gert-Pieter Nijssen ein lieber Freund. Zudem sind oft weniger bekannte (aber dennoch wirklich wunderschöne!) Sorten seriös kultiviert worden und wachsen ohne Stockungen. Das gleiche gilt auch für historische Sorten, die meist von Spezialbetrieben in eher kleiner Stückzahl angebaut werden. Sie sind leider zuweilen recht teuer, lohnen aber jeden Preis, weil sie ausgesprochen robust und frohwüchsig sind.

In meinem Pöttchengarten habe ich nur wenige Narzissen stehen. Das hängt damit zusammen, dass ich nicht allzu viele Gefäße langfristig „blockieren“ will, wenn die Blütezeit der Narzissen vorüber ist und sie ihre Zeit brauchen bis das Laub sich zurück gebildet hat. Zur Zeit sind es zwei Sorten: Die bezaubernde, sehr früh blühende, zartgelbe ‚Arctic Bells‘ steht in einem geräumigen Kasten und ist mit einer schwach wachsenden Klematis überwachsen, die ich nicht aufbinde, sondern kriechen lasse. Sie überdeckt mit ihren Blüten und Blättern das vergilbende Laub und die Narzissen können dauerhaft im Gefäß bleiben.

Auch ‚Mother Duck‘ blüht früh; sie ist eine niedrige Cyclamineus-Sorte. Zuerst blüht sie reingelb auf. Nach wenigen Tagen wandelt sich die Farbe der Nebenkrone in ein cremiges Gelb und steht in einem wunderbaren Kontrast zur Krone. Im Sommer lasse ich sie durch Saisonpflanzen, etwa dunkelrote Löwenmäulchen. Das ist eine zweite Möglichkeit, unschönes Laub von einziehenden Zwiebelblumen im Sommer zu kaschieren.

Narzissenchart 2

< Narzissensorten in diesem Chart: Narcissus odorus (links oben), ‚Starlight Sensation‘ (oben rechts), ‚Exotic Mystery‘ (unten links), ‚Mother Duck‘ (unten rechts) >

Bestimmte Narzissen lassen sich übrigens auch, wenn die Zwiebeln präpariert sind, sehr einfach im Zimmer zum Blühen bringen. Die Rede ist von den stark duftenden Tazetten, die man auch als „Weihnachtsnarzissen“ kennt. Hier geht es zur Kulturanleitung auf meiner Website.