‘Lady of Shalott’
öfter blühende Strauch-Rose
Austin (UK), 2009
Kreuzung: nicht veröffentlicht
Farbe: Gesamteindruck orange
Füllung/Form: gut bis dicht gefüllt, schalenförmig
Duft: mittelstark bis stark, Mischung aus Rose und Äpfeln mit Gewürzen
Höhe: 120 bis 160 cm
Sie gehört nach meinen Begriffen zu den schönsten und gesundesten Sorten aus dem Hause David Austin. Die orangefarbenen Blütenblätter sind auf ihrer Oberseite hinreißend lachsfarben überhaucht, die Unterseiten sind eher gelborange. Die sehr gut gefüllten, nach gewürzten Äpfeln (Bratäpfeln?) duftenden Blüten erscheinen reichlich und dauerhaft. Hinzu kommt noch ein ausgesprochen robuster und ausgewogener Strauchwuchs. Bei dieser Sorte bleiben wirklich keine Wünsche mehr offen.
Hinzu kommt, dass sich mit dem Namen wundervolle Assoziationen verbinden lassen – wenn man ihn einmal näher unter die Lupe nimmt. „Die Dame von Shalott“ gehörte zu dem Sagenkreis um König Arthur, genauer gesagt spielt sie im Zusammenhang mit dem edlen Lancelot eine Rolle. Natürlich war die Lady von unbeschreiblicher Schönheit. Allerdings band sie ein Zauber daran nur in ihrem Turm leben zu können. Die Welt durfte sie ausschließlich durch einen magischen Spiegel betrachten. Ihre Beobachtungen verwob sie in einen Teppich – irgendetwas musste sie ja tun. Der Turm befand sich auf Insel in dem Fluss, der nach Camelot führte. Eines schönen Tages ritt der ansehnliche Lancelot an ihrem Gemäuer vorbei. Die Lady sah ihn im Spiegel, war hingerissen und riskierte einen direkten Blick. Augenblicklich zerbarst der Spiegel (… the mirror crack’d from side to side …) und der Fluch, der auf der Schönen lastete begann sich zu erfüllen. Wer mehr darüber wissen will, liest das am Besten in der wunderbaren Ballade von Alfred Tennyson (1809-1892) wahlweise auf Englisch oder Deutsch nach.
Diese Geschichte inspirierte auch Maler. Der Präraffaelit John William Waterhouse (1849-1917) malte sie gleich zweimal. Im Gemälde von 1894 hat die Dame noch im Turm stehend gerade Lancelot erblickt und ihr dämmert, was ihr nun bevor steht. Berühmter ist aber das ältere Waterhouse-Bild aus dem Jahr 1888. Es zeigt die Dame von Shalott mit rotem Haar in einem Nachen sitzend und hält den Moment fest an dem sie unwiderruflich ihrem Schicksal entgegen treibt.
Achja – und hier noch etwas besonders Schönes für Freunde keltisch geprägter Musik: „The Lady of Shalott“ ist auch der Titel eines Liedes der kanadischen Musikerin Loreena McKennit. Zu finden ist es auf dem Album „The Visit“, das 1991 veröffentlicht wurde. Die Vertonung, die Auswahl der Instrumente und die unverwechselbare Stimme von Frau McKennit passen einfach kongenial zur melancholisch-mystischen Atmosphäre die Ballade ausstrahlt.
Nun gibt es also auch eine Rosensorte, die an das Schicksal der Legendengestalt erinnert. Ich bin mir sicher, dass nicht nur die Farbgebung des älteren Waterhouse-Bildes David Austin dazu bewogen hat, seiner Rosensorte aus dem Jahr 2009 den Namen „Lady of Shalott“ zu geben.