Archiduc Joseph, Tee-Rose

Archiduc Joseph


Tee-Rose
Nambonnand (F), 1892
Kreuzung: Sämling von ’Madame Lombard’
Farbe: veränderlicher Rosarotton der zu Gelb und zu kühlem Pink tendieren kann
Füllung/Form: gut gefüllt; schalenförmig
Duft: mittelstark, eher süßlich
Höhe: um 150 cm, gelegentlich deutlich höher

Es war im Herbst 2017 als ich auf der 20. Illertisser Gartenlust den Stand von Heino Schultheis besuchte und wie so oft und gern mit ihm ins Plaudern kam. Wir fachsimpelten eine Weile und mein Blick verfing sich an einer eher unscheinbaren Rosenpflanze, die eine Knospe in einem seltsamen Lachston öffnete. Ich fragte ihn, ob es sich um ’Archiduc Joseph’ handelte, von der ich bereits gehört hatte und ganz flüchtig kenne. Er schaute auf dem Etikett nach und verteilte imaginäre Lobkärtchen ob meines Rosenwissens … obwohl ich denke, dass es eher Zufall war … ich kannte ehrlich gesagt bis dato kaum andere Tee-Rosen … Die Gartenlust ging nach irgendwann zuende, und Heino schenkte mir die Pflanze, weil sie erstaunlicherweise keinen Käufer gefunden hatte.

Hier mal eine Bemerkung zu Garteneventbesuchern: „Lasst euch nicht immer durch Show-Sorten einfangen und achtet doch verstärkt mal auf die Rosen-Raritäten! Es liegt in deren Natur, dass sie im Topf nicht zu jedem Zeitpunkt picture-perfect aussehen, aber sie haben unglaublich viel Potenzial und man kann mit ihnen fantastische Gartenerlebnisse haben.“

Archiduc Joseph, Tee-Rose

Nun, für mich war es ein Glück, dass die meisten Passanten nicht wussten, was ihnen entging. Zuhause angekommen, setzte ich den Neuankömmling gleich in ein großes Gefäß mit sehr guter Rosenerde und freute mich, dass ich ihn hatte.

Archiduc Joseph, Triebe

Im Folgejahr beeindruckte dieser Erzherzog mit rasant wachsenden, bronzeroten Austrieben die schon am 9. Mai drei erste Blüten trugen. Anders als die Kolleginnen ’Maman Cochet’ und ’Dr. Grill’ stehen diese aber in Verzweigungen – doch die Teiltriebe stehen ungewöhnlich weit auseinander als wollten sie dafür sorgen, dass jede Blüte ihren eignen Auftritt bekommt.

Archiduc Joseph, Tee-Rose

Die Farbe ähnelt der von ’Dr. Grill’, es herrscht ein Rosa vor mit Koralle, Pfirsich und Lachs in den Nuancen. Auch ’Archiduc Joseph’ spielt in den Farben und das macht sie so unwiderstehlich für eine Pflanzung im Nahbereich und in Gefäßen – sie hat stets einen anderen Auftritt. Da macht es nichts, dass sie nur sehr leicht duftet. Völlig überrascht war ich, als sich über zwei, drei Wochen sehr zartfarbene gelblich-rosa Büten zeigten.

Die Blütenform ist übrigens eine ganz andere, als bei den beiden genannten Tee-Rosen: Ihre Erherzogschaft breitet die zahlreichen eher kurzen Petalen exakt dachziegelartig aus. Sie ähnelt damit einer Kamelie und stellt unter Beweis, wie edel auch solche flachen Blüten wirken können. Diese Blütenform bringen wir gerne mit den Alten Rosen vom Schlage der Zentifolien oder Damaszener-Rosen in Verbindung – die warme Farbe und der aufrechte, etwas sparrige Wuchs und das glänzende, übrigens gesunde, Laub beugt aber falschen Klassenzuordnungen vor. Ein wundervoller Verblüffer!

Die Pflanze wurde in meinem Gefäß relativ hoch und raumgreifend. Man sollte sich ein wenig vor den spitzen Stacheln hüten, die recht zahlreich erscheinen – und optisch einen schönen Gegensatz zu den edlen Blüten bilden. Alles in allem eine Rosensorte mit Charakter die jeden Liebhaber, jede Liebhaberin begeistern wird.