Ich mochte sie immer schon! Neben der Kaiserkrone (Fritillaria imperialis) ist das das die pompöseste Frühlingszwiebelpflanze, zumindest die üblichen etwas steif daher kommenden Hybriden von ihnen. Zur barocken Pracht kommt der sehr starke, süße Duft – und wer will darauf wirklich verzichten?
Hyazinthen kamen im 17. Jahrhundert langsam aber sicher in Mode und ähnlich wie Tulpen seinerzeit äußerst kostspielig. Als Statussymbol reicher Menschen waren sie Schauobjekte – aber mittlerweile sind sie für jeden erschwinglich und gehören zum festen Bestandteil der Frühlingsflora.
Die Tatsache, dass sie sich bestens zur Treiberei durch Temperaturbehandlung der ruhenden Zwiebeln präparieren lassen, führte dazu, dass sie bereits im Advent als blühende Pflanzen angeboten werden. Für mich ist sie – abgesehen von den weißen Tazetten – die einzige Frühlingsblume, die ich bereits um Weihnachten ertrage. Ich denke, das hängt mit meinen Kindheitserinnerungen zusammen, denn zu meinem Namenstag (30. November) bekam ich schon mal Hyazinthenzwiebeln zum Treiben geschenkt und die Freude war groß, wenn sie Heiligabend blühten. Sollte das Timing nicht geklappt haben, schummelten wir und besorgten und eben blühende Hyazinthen, mit denen wir dekorierten – meist in Weiß, damit es zum Weihnachtskram passte. Während des ganzen Winters habe ich sehr gerne Hyazinthen in der Wohnung als Farbklecks und natürlichen Raumbedufter – ich gehöre nicht zu den duftempfindlichen Menschen und kann sogar neben blühenden Hyazinthen beschwerdefrei schlafen.
Am besten gefallen mir Hyazinthen aber zur Blütezeit in Pflanzgefäßen, wo sie ihren Duft nasennäher verbreiten. Hier fächert sich nun auch das ganze Sortiment auf, denn längst nicht alle Hyazinthensorten sind unproblematisch beim Treiben. Besonders rote, lachsfarbene oder gelbe Züchtungen machen da Probleme. Im Freiland hingegen wachsen sie bestens und erweitern das Farbspektrum der bis dato eher blauen, violetten, rosa oder weißen Blüten sehr eindrucksvoll. ‚Gipsy Queen‘ etwa kontrastiert sichtbar wunderbar zum gleichzeitig hellblau blühenden Rosmarin.
Zugegeben – in einem naturhaften Garten wirken die mächtigen Blütenstände etwas fehl am Platze. Doch wir können uns eine Eigenschaft der Hyazinthen zu Nutze machen: Die Zwiebeln zerklüften gewöhnlich nach der ersten Gartenvorstellung. Die Teilstücke sind zwar meist noch blühfähig (… wenn man nicht vergisst, sie zu düngen …), bringen dann aber etwas gefälligere, kleinere Schäfte mit Blüten hervor, die gar nicht mal schlecht zu Veilchen oder Schlüsselblumen passen. An den Boden stellen sie nicht allzugroße Ansprüche, Hauptsache sie stehen sonnig bis halbschattig, bekommen Kraftfutter in Form von Düngung beim Austrieb und der Blüte und dürfen ihr Laub ungestört vergilben lassen, ehe es sich von selbst von der Zwiebel löst.
Für den Garten empfiehlt es sich überdies, nicht die allergrößten Zwiebelqualitäten zu setzen. Die „größte Qualität“ bringt derart schwere Blütenstände hervor, dass sie meist durch Stäbchen gestützt werden müssen, damit kein Frühlingswind sie knicken kann. Keine Sorge, auch die zweitgrößten Zwiebeln sind noch prachtvoll genug! Übrigens: Auch die Zwiebeln sind sehr hübsch! Sie haben je nach Farbe unterschiedliche pergamentartige Hüllen. Wer etwa weiß oder gelb blühende Hyazinthen versehentlich mit blau blühenden vermischt, kann sie leicht zurück sortieren, weil die hellen Sorten weißliche Häute haben, während die dunklen eher blauviolette Außenschichten zeigen. Das Bild zeigt von links nach rechts Zwiebeln von ‘Gipsy Queen’, ‚Blue Jacket‘, ‘Yellowstone’ und ‘Dark Dimension’ direkt vor der Pflanzung in die Kübel am 13. Oktober 2018. Bestellt hatte ich sie bei Fluwelin den Niederlanden.
Interessant finde ich, dass Hyazinthensorten nicht alle gleichzeitig blühen. In einem Jahr hatte ich vier verschiedene auf der Terrasse in voller Pracht. Den Anfang machte Mitte März ’Gipsy Queen’, eine verbreitete Sorte die aprikosenorange aufblüht und sich dann in ein lachsrosa farblich verändert. Dann folgte, drei Tage später, ‚Yellowstone‘, die ich äußerst interessant finde. Ihr Gelbton ist etwas intensiver als bei der älteren ’City of Haarlem’ (aus dem Jahr 1898!) und bleicht nicht aus, obwohl die Blüten ausgesprochen lange halten. Hinzu kommt, dass das Laub eine Spur feiner gestaltet ist und die Zwiebeln sehr reich blühen – eine wirklich empfehlenswerte Neuheit! Geradezu faszinierend ist die ebenfalls noch im März aufgeblühte dunkelste aller mir bekannten Hyazinthen: ’Dark Dimension’, die als Aufmacherbild dieses Beitrags zu sehen ist. Sie ist fast viermal so teuer wie die anderen Sorten und aufgrund dessen wohl nichts für sehr große Beete. Aber im Kübel macht sich schon ein 6er-Trupp bestens. Die Blütenstände sind nicht ganz so reich gestückt, dafür sind die Einzelblüten aber ziemlich groß und der Gesamteindruck ist alles andere als „sparsam“. Die Farbe ist unglaublich: Ein sehr tiefes Tintenblauviolett das seidig schimmert. Kontrastfarben wie etwa Orange von Tulpen bringen selbst diesen dunklen Farbton noch einmal zum Leuchten – erst recht, wenn die Sonne draufsteht. Als letzte meiner Hyazinthensorten öffnete ‘Blue Jacket’ Anfang April ihre Blüten – ’Gipsy Queen’ verblühte bereits. Der Blauton von ’Blue Jacket’ ist ungewöhnlich strahlend und die Pflanzen sehen aus wie gemalt.
Ich werde nicht alle Hyazinthen durchkultivieren bis zum kommenden Jahr, sondern nur die beiden Neuheiten ’Yellowstone’ und ‘Dark Dimension’, weil sie etwas schwerer zu ersetzen sind als die bekannten Veteranen. Das war dann das Resultat.