Synonyme: ‘Belle de Londres’
Öfterblühender Climber
Harkness (UK), 1972
Kreuzung: ’White Cockade’ x ’Primaballerina’
Farbe: zart lachsrosa, goldgelb durchstrahlt
Füllung/Form: locker bis gut gefüllt; hoch gebaute Knospe und Blüte
Duft: stark
Höhe: um 300 cm
Wenn es um diese Sorte, die zu meinen „ewigen Lieblingsrosen“ gehört, geht, wird mir klar, dass nicht jede Liebe gedeiht, weil man blind ist. Bei ihr muss man wirklich kein Auge zudrücken, denn alle Eigenschaften, die mich für eine Rose entflammen lassen, kommen hier mit Leichtigkeit zusammen: gute bis sehr gute Pflanzeneigenschaften, wunderschöne Blüte, ein starker Duft und ein sehr schönes persönliches Erlebnis.
Beginnen wir bei der Blüte. ’Compassion’ ist eigentlich eine Edelrose, die enorm lange Triebe bildet, die aufgebunden werden sollten. Die Vatersorte ist eine tiefrosa Edelrose und auch die Muttersorte, eine weiße Kletterrose, trägt hochgebaute elegante Blüten. So ist die Knospe jeder Blüte der ’Compassion’ ebenfalls hoch gebaut und spreizt beim Erblühen die Petalen elegant ab. Meist sind die Blüten locker gefüllt und nach drei, vier Tagen offenbaren sie die Staubgefäße, was natürlich die Insektenwelt entzückt. Wir Rosenfreunde lassen uns von der Farbe begeistern: ein zartes Lachsrosa mit gelben Nuancen in Richtung Blütenbasis. Wie so oft intensivieren sich die Farben im Herbst oder hellen auf, wenn es besonders warm und sonnig ist. Was immer konstant ist, ist der Duft der ’Compassion’: Typisch rosig mit leichten Komponenten von Zitrus, vielleicht auch etwas Brombeere. Die stets elegant geformten Blüten erscheinen einzeln und in kleinen Büscheln. Der Durchtrieb ist zügig und es kommt nur zu kleinen Blühpausen in der Saison. Hätte es diese Sorte auch als Buschrose gegeben, wäre sie ganz bestimmt einer der Edelrosenstars der 70er Jahre gewesen, denn die Blüten sind nicht zuletzt auch ein wunderbarer Vasenschmuck.
Aber vielleicht ist es gerade der Tatsache, dass es sich um eine Kletterrose handelt zu verdanken, dass ’Compassion’ nicht mit den meisten „alten Edelrosen“ der 60er bis 80er Jahre in der Versenkung verschwunden ist. Die Blütenform und der Duft macht sie seit ihrem Erscheinen zu etwas Besonderem in der Riege der Climber – meines Wissens war sie die erste in dieser Klasse, die einen Duftpreis gewonnen hatte. Bis heute wurde sie in ihrer Einzigartigkeit nicht übertroffen.
Aber nun ist es an der Reihe, mal die Pflanzeneigenschaften unter die Lupe zu nehmen.
Was man ’Compassion’ „vorwerfen“ kann ist ein eher steifer Wuchs. Doch der lässt sich durch Leiten der Triebe sobald sie gerade ausgereift sind (also etwa zu dem Zeitpunkt wenn sie blühen) ausgleichen. Das Laub ist für eine Rose dieser Jahre und Abstammung erstaunlich gesund, doch es kann gelegentlich zu Problemen kommen. Pflanzen Sie ’Compassion’ besser nicht an eine kompakte windstille Mauer, sondern an einen Platz wo das Laub durchlüftet werden kann – bei freiem Stand bleibt sie gesund. Sonst wird sie hochbeinig und erst in den Zonen in denen die obersten Triebe etwa eine Mauer überwachsen haben bleibt das Blattwerk von Pilzattacken unbehelligt. Die Sorte kann von Mehltau befallen werden, wenn die Witterung ungünstig ist – aber ich habe mehrmals mit eigenen Augen gesehen, dass sie den Befall auswächst. Die befallenen Blätter wurden wieder grün, wenn das Wetter sich wieder bessert … also anhaltend die Sonne scheint und die Nächte nicht feucht und kühl sind. Sie haben richtig gelesen – die mit Mehltau weißbepuderten Blätter ergrünen – es sind nicht die neuen Triebe, die einen Befall und eventuellen Blattfall überdecken. Das finde ich sehr bemerkenswert. Falschen Mehltau oder Sternrußtau oder Rost habe ich noch nicht an ’Compassion’ in einem meiner Gärten oder Kübelexemplaren gesehen, doch ich höre gelegentlich, dass es auftreten kann. In den zwei Fällen in denen ich das in Gärten gesehen hatte, standen die Pflanzen dicht bedrängt zwischen Gehölzen und zeigten deutlich, dass sie das nicht möchten. Es ist immer das alte Lied: Stimmt der Standort für eine Pflanze, ist das Wichtigste für die Pflege bereits erledigt und es kommt zu den wenigsten möglichen Problemen.
Die Winterhärte ist freilich so eine Sache. Halten wir uns die Abstammung von ’Compassion’ vor Augen und so erklärt sich, dass sie vorsichtshalber in sehr kalten Gegenden oder dort, wo eisige Winde wehen können, gut mit Fichtenreisig eingepackt und sicherheitshalber an der Basis der Pflanzen hoch angehäufelt werden sollten. Selbst, wenn einige Triebe in heftigen Frostphasen eingehen sollten, ist dann immer noch ausreichend Potenzial in Form von geschützten schlafenden Augen vorhanden, aus dem die Pflanze sich wieder aufbauen kann. Und das tut sie bereitwillig, denn ’Compassion’ ist recht wuchsfreudig.
Alle ihre Vorzüge führten dazu, dass ’Compassion’ bereits in den 90er Jahren zu meinen Lieblingsrosen zählte.
Der Name der Rose lässt sich übrigens aus dem Englischen am ehesten übersetzen mit „Mitgefühl“. Sie war eine Charity-Rose bei ihrer Einführung und ich finde, sie repräsentiert darüber hinaus auf wunderschöne Weise einen Begriff, der in vielen Diskussionen entweder zu kurz kommt, oder zu verklärt angewendet wird.