Ich finde, es gibt keine Winterblüher, die so beeindrucken wie „Amaryllis“ (= Hippeastrum). Was mich besonders begeistert sind die unterschiedlichen Blütenformen, die jeder Sorte neben der Blütenfarbe eine eigene Ausstrahlung verleihen. Hier stelle ich vier Sorten ähnlicher Farbe vor, die sich in erster Linie durch die Blütenerscheinung unterscheiden.
Das große Bild zeigt die vieltriebige Sorte ‘Garden Red’. Hier sind die Blütenblätter weder besonders schmal noch rundlich. Es entsteht eine liliengleiche Blütenform, die edel anmutet und nicht zuletzt durch ihre einheitliche signalrote Farbe eine pure Ausstrahlung hat. Edel wirkt auch ‘Terra Mystica’ (links) an. Sie belegt aber, dass eine feiner abgestufte Farbstellung zwar an Auffälligkeit etwas einbüßt, dafür aber zum nahen Betrachten einlädt.
Gesteigert wird dieser Effekt klar durch die bizarre Blütenform der so genannten „Cybister-Amaryllis“. Bei ihnen sind die Tepalen sehr schmal und von einer geschlossenen Blütenform kann keine Rede sein. Die Blüte sieht aus wie ein übergroßer Stern und hat eine enorm exotische, wildhafte Aura. Bei der rechts abgebildeten ‘La Paz’ wird dieser Effekt noch unterstrichen durch die changierende Farbstellung.
Sehr beliebt sind die eher rundlichen Blütenformen der „Amaryllis“, wie sie die als drittes zu sehende ‘Naranja’ ausbildet. Die einzelnen Tepalen sind sehr breit und überlappen sich stark. Hinzu kommt, dass sie überwältigend groß sind. Amaryllis-Blüten gehören zu den größten Einzelblüten des Pflanzenreiches. Wer „pomp and circumstances“ (nicht nur als Musikstück) liebt, wird diese Sorten bevorzugen. Ich selber genieße die Vielfalt, denn jede Amaryllis ist einfach nur schön.
Mir fällt übrigens auf, dass eine großblumige Sorte, wenn sie als Schnittblume angeboten wird, die Blüten nicht ganz so weit öffnet wie eine gepflanzte Zwiebel die zur Blüte kommt auch wenn es sich um dieselbe Sorte handelt. Beobachtet habe ich das bei Klassikern wie ‘Appleblossom’ oder ‘Red Lion’, die es geschnitten und getopft gibt. Möglicherweise fehlt den früh geernteten Schäften die Kraft, sich ganz herzuschenken. Mir gefallen aber die voll geöffneten Blüten am besten und das ist mein bestes Argument dafür, Amaryllen als Zimmerpflanze zu halten. Selbst wenn ich sie für die Vase abschneide, wenn sich die erste Blüte geöffnet hat, reicht die Kraft, um alle Blüten voll zu öffnen. Bei der herrlichen ‘Naranja’ musste ich das leider machen, weil die Pflanze gekippt ist und der Schaft brach … ich hatte nicht aufgepasst und den Topf nicht rechtzeitig gedreht, bzw. den Austrieb nicht gestützt. Aber, das macht nichts: Sie blüht vollendet auf.