Syn.: ’Graziano – The King’s Rose’, ‘Pink Enchantment’, ‘Rui no Namida’
Edel-Rose
Kordes (D), 2008
Kreuzung: ’Violina’ x ’Arosia’
Farbe: zartes Rosa, gelblich durchschimmert, feiner roter Rand
Füllung/Form: gut gefüllt; hoch gebaute Knospe und Blüte
Duft: mittelstark
Höhe: um 100 cm
Es dauerte seltsamerweise bis ich persönlich bei dieser Sorte „angebissen“ habe, und wie so oft in diesen Fällen kann ich gar nicht sagen, warum ich so lange gezögert habe, sie zum Kreis meiner vielen Lieblingsrosen zu zählen. Bei meiner Suche nach einer zartrosa Edelrose für einen Rosengarten, den ich anlegen sollte, hielt ich noch Ausschau nach einer Sorte dieser Farbe, die ein gewisses Etwas haben sollte. Inspiriert wurde ich durch einen spätsommerlichen Ausflug in die Gönneranlage nach Baden-Baden wo sich diese Edelrose sehr gut präsentierte und mich „einfing“.
Besonders ab Spätsommer zeigt sich das Farbenspiel der Blüten besonders delikat. Das zarte Apfelblütenrosa ist eine Spur tiefer als im Sommer, wo es fast weißlich erscheint. Hinzu kommt, dass der gelbe Schimmer an der Basis der Blüten ebenfalls deutlicher ist. Dennoch ist sie keine „Farbenrose“ sondern in der gesamten Wirkung äußerst lieblich. Die Knospen sind hoch gebaut und eher eiförmig, wenn auch definitiv elegant. Sie blühen langsam auf und halten ihre hohe Form sehr lange – da flacht kaum etwas ab. Bemerkenswert schön ist der sehr schmale rote Rand, der den Blüten eine Kontur gibt, als wären sie eine kolorierte Zeichnung. Das Tüpfel auf dem „i“ ist, dass die Blütenblätter mehr oder minder gekerbt sind – aber auch nur so wenig, dass die schöne Form nicht verwirrt und zerstört wird sondern lediglich durch diese Eigenheit betont wird. Vielleicht ist das vergleichbar mit einem Schönheitspflaster der Damen aus dem Rokoko …
Der Duft der Blüten ist mittelstark und passt damit zum dezenten Understatement der Blüten perfekt. Ich meine viel Rose darin zu erkennen, aber auch milde Früchte – vielleicht Mandarinen und Aprikosen … und eine Spur Würze, vielleicht wie Baumharz … schwer zu sagen … . Auf jeden Fall ist er eine kleine Rätselaufgabe, die die Schönheit der Blüten noch weiter steigert.
Die Pflanzeneigenschaften halten mit der Güte der Blüten voll und ganz mit. Der Wuchs ist kräftig aufrecht aber nicht allzu langbeinig. Eine hinreichend gute Verzweigung sorgt für eine schöne Beetwirkung – die Pflanzen werden ungefähr 70 cm breit. Das dunkle, eher ledrig wirkende Laub ist widerstandsfähig gegenüber Krankheiten und bildet auch im späten Jahr den zarten Blüten, die kontinuierlich einzeln und in kleinen Büscheln erscheinen, einen ausgezeichneten Rahmen.
Baden-Baden tut sich, wie viele Rosenfreunde wissen, besonders als Rosenstadt hervor, denn es beinhaltet gleich zwei Rosengärten: einen als Gönneranlage im Park der Lichtentaler Allee und einen als Rosenneuheitengarten auf dem Beutig, in dem jedes Jahr die „Goldene Rose von Baden-Baden“ als internationaler hoch anerkannter Wettbewerb ausgetragen wird. Wenn also eine Rosensorte an Baden-Baden erinnern soll, muss sie schon außergewöhnlich sein. ’Souvenir de Baden-Baden’ ist ganz gewiss eine Idealbesetzung dafür.
Diese Rose hat zudem noch den zeitgenössischen Künstler Thilo Westermann inspiriert. Nicht nur, dass er sie in einer unglaublich aufwändigen Arbeit mit einer Hinterglas-Stich-Technik darstellte – er schuf eine ganze Welt inklusive fiktivem Briefwechsel um das Thema „Souvenir de Baden-Baden“ herum. Das gehört zu dem Faszinierendsten, was ich an zeitgemäßer Kunst zu Rosen bisher kennen gelernt habe.