Die pünktlichen „Weihnachtsnarzissen“
Es gibt wohl keine Zwiebelpflanze, die sich so leicht und schnell im Zimmer zur Blüte bringen lässt, wie diese Narzisse. Sie gehört zu den Tazetten, einer Narzissenklasse die zwar winterharte Vertreter hat, aber eben auch solche, die Fröste und Winternässe nicht vertragen. ‘Ziwa’, die auch als ‘Paperwhite’ im Handel ist, gehört zu den Sorten, die im Freiland in Nordeuropa nicht gut gedeihen. Dafür werden ihre Zwiebeln durch eine spezielle Abfolge bestimmter Temperaturen im Herbst derart behandelt, dass sie sehr früh austreiben und zügig wachsen und blühen. Die Zwiebeln für die Blüte in dieser Saison habe ich Anfang Dezember trocken gekauft und am 6. Dezember in eine Schale mit Tongranulat, das auch für die Hydrokultur eingesetzt wird, gesetzt und dann angegossen. Die Wurzeln bilden sich sehr schnell am Zwiebelboden, sofern sie mit Wasser benetzt sind. Alternativ zum Granulat funktionieren auch Kies oder sogar kleine Glasmurmeln – allerdings wird das Gießwasser oft etwas trüb, sodass ich von transparenten oder hellen Halterungsmaterialien aus ästhetischen Gründen abraten möchte.
12 Tage nach dem Aufsetzen der Zwiebeln sah das Ganze so aus:
Die Triebe strecken sich nach dem Licht. Kommt dieses, wie bei diesem Platz und den meisten Standorten in einer Wohnung nicht von oben, wird das Gefäß gelegentlich gedreht, damit die Pflanzen keine unschöne Schlagseite bekommen. Wichtig ist, immer wieder Wasser nachzufüllen, ohne dass die Zwiebeln selbst im Wasser stehen -lediglich die Wurzeln sollen dort hinein ragen. Ich habe hier eine Schale ausgesucht, die an vier Seiten einen niedrigen Rand hat. Würde ich zuviel gießen, würde dort das Wasser überlaufen – Trick 17, sozusagen um ein Faulen der Zwiebeln zu verhindern.
Pünktlich zum 24.12.2018 öffneten sich die ersten Knospen und verbreiteten Vorfreude.
Der starke Duft den die Blüten verbreiten ist schwer zu beschreiben und unterscheidet sich klar von allen anderen (mir bekannten) Blütendüften. Insofern ist er unverwechselbar und jeder der ihn einmal geschnuppert hat, wird ihn stets wieder erkennen.
Ich finde es handelt sich um eine süßliche Mischung aus Moschus mit einer
exotisch anmutenden Gewürznote. Nicht jeder mag diesen Duft und ich gebe zu, dass ich ihn auch nicht das ganze Jahr um mich haben möchte. Allerdings ist er für mich untrennbar mit diesen hübschen Blüten und der Weihnachtszeit verbunden – und ebenso wie ich auch Lebkuchen nicht im Sommer riechen mag, geht es mir bei den Tazetten.
Die Pflanzen wachsen stetig. Täglich werden die Schäfte und Blätter ein Stückchen länger – zu lang um die Statik zu halten … zumindest war das bei meinen Tazetten bisher immer so. Sowie die letzten Knospen groß genug sind um bald aufzublühen, also sich das Hüllblatt um den Blütenstand gelöst hat, schneide ich sämtliche Stiele und Blätter ab um sie in eine Vase zu stellen. Dort faszinieren sie noch eine Woche lang. Der opulente Strauß der sich heuer ergeben hat stammt aus 10 aufgesetzten Zwiebeln.
Die Zwiebeln könnten weiterkultiviert werden, wenn man sie unverzüglich vorsichtig in nahrhaftes Substrat umsetzt (oder gleich darin aufgesetzt hat), kühl stellt und aufmerksam düngt und gießt bis sie im Sommer von selbst einziehen. Allerdings eignen sie sich aufgrund ihrer fehlenden Winterhärte nicht als Dauerbepflanzung für den Garten und es ist ungewiss, wie sie in Gefäßen durch den Sommer kommen und ob sie ausreichend neue Knospen anlegen, um wieder zu blühen. Da auch ein Präparieren der trockenen Zwiebeln im Herbst daheim schwierig ist, kann man auch nicht mit einem unkomplizierten neuen Antreiben rechnen. Offen gestanden habe ich das alles auch noch nicht ausprobiert und hadere gelegentlich mit der Tatsache, dass ich die Zwiebeln nach dem Blühfestival entsorge. Aber in diesem Falle, der so ziemlich der einzige ist bei dem ich Pflanzen so „verbrauche“, kann ich nicht widerstehen und besorge mir im Herbst neue Zwiebeln für den Turbogang.