Wild Edric halboffene Blüte

’Wild Edric’


Rugosa-Rose
Austin (UK), 2005
Kreuzung: nicht veröffentlicht
Farbe: silbriges, strahlendes Pin
Füllung/Form: locker gefüllt; hoch gebaute Knospen, schalenförmige Blüten
Duft: stark und eindeutig „rosig“
Höhe: um 180 cm

Auch wenn die Kreuzung, die zu ’Wild Edric’ geführt hat, nicht veröffentlicht wurde, ist eines sonnenklar: Sie stammt von einer Rugosa-Rose ab. Die Rosenart Rosa rugosa gehört zu den robustesten aller Rosen und ist nicht nur äußerst regenerationsfähig und lange blühend, sondern widersteht auch Pilzbefall besonders gut. Je nach Kreuzungspartner bleibt die Resistenz der typischen runzeligen auch bei den Hybriden erhalten – bei ’Wild Edric’ ist das hervorragend geglückt.

Die Sträucher bauen sich auf wie eine Rugosa-Rose aus dem Bilderbuch: Unverkennbar mit vielen eher borstigen Stacheln bestückt, reichlich Laub und ein sehr üppiger Austrieb machen sie zu einer markanten Gartenpflanze.

Wild Edric Knospe

Sehr auffällig ist die elegante Blüte: Ihre Knospen sind ziemlich hoch gebaut und hätte man nur die Blüte im Blick, ähnelt sie im Anfangsstadium tatsächlich einer Edel-Rose. Die lockere Füllung trägt dazu bei, dass die sich öffnende Blüte so elegant präsentiert. Ist sie offen, zeigen sich die vielen Staubblätter, die von Insekten gerne beflogen werden. Allerdings bildet ’Wild Edric’ so gut wie keine Hagebutten aus – wer also Hägenmark fabrizieren will, sollte sich lieber eine andere Sorte (etwa ’Rotes Meer’) aussuchen. Das ist aber auch wirklich der einzige Makel … wenn er denn einer ist … dieser Sorte, denn die Blüten halten nicht nur bei Wind und Wetter ihre strahlende Farbe, sondern duften auch beständig sehr intensiv. Der Duft von Rugosa-Rosen ähnelt dem von Damaszener-Rosen sehr und auch bei ’Wild Edric’ mischt sich nichts spürbar Exotisches oder Fruchtiges mit hinein. Ein Duft für Puristen also.

Nun ist Pink nicht gerade eine rare Farbe bei Rugosa-Rosen. Was ’Wild Edric’ über die Form der Knospen noch so besonders macht ist die Haltbarkeit der Petalen. Die meisten Rugosas haben sehr zarte Blütenblätter, die unter Regen oder Hitze stark leiden und rasch welken. Ich hatte mal die an sich sehr hübsche ’Schnee-Eule’ in einem meiner Gärten, die sich im Sommer etwa zwischen 9 Uhr morgens und mittags wundervoll zeigte, ehe die Blüte fast jeden Tag schlapp in sich zusammenfiel. Das ist bei ’Wild Edric’ nicht der Fall! Sicher, sie hat nicht die Haltbarkeit einer Schnittrose, doch sie ist die haltbarste Rugosa, die ich kenne.

Die Blüten erscheinen den ganzen Sommer hindurch. Da sie so gut wie keine Früchte ausbilden, treibt der Strauch auch ohne Rückschnitt durch, doch ich entferne auch bei ihr immer alles Abgeblühte, einfach um sicherzugehen … oder vielleicht auch nur aus Gewohnheit. Die Winterhärte der Pflanzen ist superb und man hat die Wahl, sie sehr hoch wachsen zu lassen (bei gutem Boden sogar mannshoch) oder auf die Größe der Wahl zu stutzen – Rugosas machen das alles mit. Für formale Beete eignet sie sich vielleicht nicht so gut, wie Edel- oder Beet-Rosen, aber das ist vielleicht auch nur Geschmackssache. Auf jeden Fall passt sie überall, wo es im weitesten Sinne „natürlich“ zugeht hervorragend ins Bild und ist ein zuverlässiger, unkaputtbarer Gartenschatz. Selbst in Kübeln wächst sie hervorragend.

Wild Edric offene Blüte

Zum Namen finde ich auf der Website von David Austin folgenden Eintrag, den ich hier voll umfänglich zitiere:

Wild Edric war ein angelsächsischer Edelmann aus Shropshire und Anführer der englischen Angelsachsen, die sich der Normannen-Invasion entgegenstellten. Der Legende nach heiratete er eine Feenprinzessin, die in diese Heirat unter der Bedingung einwilligte, dass er ihr niemals Vorwürfe machen würde. Viele Jahre ging das gut, bis er sie eines Morgens tadelte, worauf sie augenblicklich verschwand. Gebrochenen Herzens wanderte er im Land umher und suchte sie, ohne sie je wiederzufinden. Angeblich reitet sein Geist immer noch über die Hügel von Shropshire auf der Suche nach ihr.“

Na, dass die Rosen von Austin nicht nur schön sind, sondern auch durchgehend wunderbare, passende Namen tragen, ist hier mal wieder perfekt unter Beweis gestellt, nicht wahr?