An Tulpen kann man im Frühling nicht vorbeikommen – auch im Pöttchengarten nicht. Und warum auch? Die „Königin des Frühlings“ lässt sich kinderleicht im Herbst als Zwiebel pflanzen, sodass man nicht auf das etwas eingeschränkte Sortenangebot getopfter Tulpen zur Blütezeit angewiesen ist und gerade in Töpfen machen sie sich ausgezeichnet.
Der Haken bei Tulpen ist nämlich, dass sie während des Frühlings zwar Bodenfeuchte lieben, im Sommer aber einen möglichst trockenen Standort brauchen, damit die Zwiebeln nicht faulen. Außerdem leisten sie Schwerstarbeit, die vor allem mit ausreichend Dünger (am besten dreimal flüssig: einmal beim Austrieb, einmal beim Öffnen der Knospen und einmal beim Abblühen) unterstützt werden sollte. Immerhin verbrauchen sie die gepflanzte Zwiebel im Frühling vollständig und müssen eine gleichgroße Ersatzzwiebel bilden … und noch für Nachwuchs durch kleinere Tochterzwiebeln sorgen. Alle Strategien, die dazu helfen, müssen umgesetzt werden. Dazu gehört unbedingt auch das Ausschneiden verblühter Blüten bis kurz über dem obersten Blatt und das Belassen des Laubes bis zum selbständigen Vergilben. Im Garten stößt man dabei an Grenzen. So erklärt sich, dass nur die allerobustesten Sorten sich über Jahre halten – etwa Züchtungen von Tulipa kauffmanniana, Tulipa fosteriana oder Tulipa praestans (Der Aufmacher des Beitrags zeigt die Sorte ‘Shogun’ dieser Art, weiter unten sind ihre Zwiebeln zu sehen, die ich Mitte Oktober 2018 gepflanzt habe.). Auch Viridiflora-Tulpen und die eine oder andere lilienblumige Tulpensorte schlagen sich einigermaßen durch, wenn auch immer mit ungewisser Prognose.
Tulpen im Kübel lassen sich weit besser punktgenau kultivieren. Nach dem Einziehen des Laubes, also im Hochsommer, stellt man sie trocken und warm auf – etwa unter dem besonnten Dachüberstand eines Gebäudes – und lässt sie bis September völlig in Ruhe. Kahle Töpfe sind bei begrenztem Raum zwar nicht gerade eine Zierde, lassen sich aber als Standbeine von darauf gelegten Platten zu Tischen umfunktionieren auf denen man dekorieren kann oder Sommergetränke anrichtet.
Sehr oft ersetzen gut ernährte Tulpen nicht nur vollständig ihre Zwiebel, sondern produzieren art- und sortenabhängig zusätzliche Tochterzwiebeln. Wichtig ist, dass sämtliche Zwiebeln im September oder Oktober aus dem Topf genommen werden und in neue Erde gesetzt werden. So umgeht man das Risiko, Pilzkrankheiten an den Zwiebeln zu verbreiten, das Tulpenfeuer, eine Borthytis-Art, ist leider eine echte Gefahr. Zeigen sich an den gefundenen Zwiebeln graue bis rötliche runzelige Stellen, sollten diese Zwiebeln weggeworfen werden, da nichts rechtes aus ihnen gedeihen wird. Gesunde blühfähige Zwiebeln (also solche, die eine arteigene Handelsgröße erreicht haben), werden dann in „Schau-Gefäße“ gesetzt; zu kleine Zwiebeln lassen sich diskreter ebenfalls pflanzen und werden – gut versorgt mit Dünger, versteht sich – im Folgejahr heranwachsen um danach auch zu blühen.
Auf diese Weise lassen sich die Bestände wunderbar ausbauen. Und sollte mal der Fall eintreten, dass die Zwiebelflut zu groß wird, hindert nichts und niemand Sie daran, Überschüsse über den Garten- oder Balkonzaun weiter zu reichen. Verlassen Sie sich darauf – sie werden gerne angenommen.