Wohl kaum eine Zwiebelpflanze die im Frühling blüht ist so einzigartig und unübersehbar wie die Kaiserkrone. Ihre Blüten, die vom Blattschopf herunter hängen muten an, wie Glocken an einem Turm – und wenn sie nicht den hochherrschaftlichen Namen hätten, könnten sie glatt „Glockenstuhl“ heißen.
Schon Anfang der Neuzeit machte dieses Gewächs auf sich aufmerksam. Es fehlt auf kaum einem Blumengemälde des Barock und passt wirklich gut in diese Zeit. Trotz der sehr opulenten Pflanzenerscheinung handelt es sich bei ihnen nicht um überzüchtete Gartenformen – selbst die gelben, roten und orangefarbenen Sorten der Kaiserkrone sind nicht wesentlich größer als die Ausgangsart selbst.
Neben den üblichen Gartenformen gibt es übrigens seit etwas mehr als 10 Jahren auch etwas kleiner wachsende Sorten, bei denen Fritillaria imperialis mit Frittilaria raddeana, eine ähnlich aber etwas zierlichere Wildart, gekreuzt wurde. Sie tragen oft Namen von Komponisten wie Beethoven, Vivaldi oder Brahms und haben sich als robuste Gartenpflanzen bereits sehr bewährt.
Mir gefällt diese ausdrucksvolle Pflanze ausgezeichnet als Leitpflanze in Frühlingsbeeten. Und nun vor einigen Jahren hatte ich sie – genauer gesagt die Sorte ‚Striped Beauty‘ – auch auf der Dachterrasse in einem geräumigen Gefäß einmal ausprobiert. Sehr typisch sind die hellen Zwiebeln, die ein wenig nach Raubtierkäfig riechen … ein Geruch, den die ganze Pflanze schwach verströmt, der mich persönlich überhaupt nicht stört, aber offenbar Wühlmäusen nicht behagt. (Sie lassen im Garten diese Zwiebeln in Ruhe, vergreifen sich aber an der vollständig duftlosen Sorte ‚Inodorus’.) Mitte Oktober habe ich sie gepflanzt und alles lief planmäßig. Vielleicht auch, weil ich die Öffnung der Zwiebel ein wenig gekippt hatte, damit sich dort kein Wasser stauen kann welches die Zwiebel könnte faulen lassen.
Ist es nicht erstaunlich, wie schnell sich diese große Pflanze komplett entwickelt. Besonders starke Zwiebeln zeigen gelegentlich eine Verbänderung des Schaftes – siehe rechts – so dass er sich abflacht und kantig wird. Anfang April steht sie schon in Blüte. Angesichts dessen ist es nur zu verständlich, dass sie ein Vielfraß ist; es ist kein Geheimnis, dass Kaiserkronen Kraftfutter in Form von Dünger brauchen. Flüssigdünger zum Austrieb, während sich die Blüten öffnen und danach noch einmal sind alles andere als Verschwendung. Nur so können sich die Zwiebeln ihre Blühfähigkeit erhalten und enden in den Folgejahren nicht als reine Blattpflanze. Freilich muss auch das Laub stehen bleiben bis es vollständig von vergilbt ist und von selbst einzieht. Danach sollte der Boden nicht mehr allzu nass gehalten werden. Das kann auch im Kübel gelingen – und wenn sich die Zwiebeln vergrößern und vermehren müssen halt geräumigere Gefäße her.