Synonyme: ‘Charlie Dimmock’, ’Charlie’s Rose’, ‘Love You Rose’
Edelrosen
Tantau (D), 1994
Kreuzung: nicht aufschlussreich veröffentlicht
Farbe: rosarot, weißer „silbriger“ Rückseite
Füllung/Form: locker bis gut gefüllt; extrem hoch gebaute Knospe und Blüte
Duft: stark
Höhe: um 120 cm
Das ist die Edelrose, die, als ich befreundeten Rosenkennerinnen und –kennern von den Rosen, die ich in einen Rosengarten eingeplant hatte, das größte Fragezeichen auf das Gesicht zauberte. „Warum wählst du so eine altmodische Edelrose aus, es gibt doch so viele neue Sorten, die schöner sind“, in diesem Tenor tönte der Kommentar. Aber ich habe diese Wahl nicht eine Sekunde lang bedauert, im Gegenteil.
Das Wichtigste zuerst: ’Acapella’ gehört zu den wenigen Edelrosen aus den 1990er Jahren, deren dunkles Laub (nach einem tiefroten Austrieb) noch immer ausreichend blattgesund ist. Das allein ist schon bemerkenswert. Wirklich in Augenschein habe ich sie erst 2018 genommen, und zwar im Rosengarten in Karlsruhe. Sie stand da wie eine Eins und begeisterte mich augenblicklich durch ihre höchst eleganten Blüten. Einzeln stehen sie an langen Stielen. Die junge Knospe ist unerhört schmal und beim Aufblühen spreizen sich die ersten Petalen sehr langsam mit enormer Grandezza ab. In diesem Blütenstadium ist die wundervolle Farbgebung äußerst präsent; die silbrig-weißlich schimmernde Petalenaußenseite kontrastiert wirkungsvoll zu dem satten Rosarot der Innenseite der Blütenblätter. Öffnet sich die Blüte weiter, überdeckt dieser Farbton naturgemäß den Weißanteil, obgleich der nie ganz in seiner Wirkung verloren geht. Niemals verlieren die Blüten ihre Eleganz; sie sind unvergleichlich schön. Hinzu kommt ein starker, rosiger Duft, der zu verschiedenen Tages- und Jahresphasen nicht nachlässt.
Wie erwähnt stehen die Blüten einzeln und in den Gärten, in die sie noch gepflanzt wird, ist sie meistens die „echteste“ Edelrose. Mit ihrem schmalen Wuchs führt das allerdings auch dazu, dass das Beet mit ihr etwas hochbeinig und staksig wirkt. Ein Umstand, der mich überhaupt nicht stört. Es ist sehr einfach sie durch passende Beipflanzen in eine Szenerie einzubetten – der etwas distanzierte künstliche Eindruck der Pflanzen eignet sich sogar ideal für formale Beete, die von niedrigen Hecken oder Posterstauden eingefasst werden … vielleicht sogar dunkelrot belaubten. So wird dieses Ensemble zum echten Kunstwerk. Na, und es ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass ’Acapella’ perfekte Schnittrosen liefert.
Was aber ebenfalls im Kontrast zu den anderen Schönheiten auffällt, ist, dass sie die größten Blühpausen im Sommer einlegt. Es mag daran liegen, dass die Pflanzen noch jung sind. Oft ist es so, dass voll etablierte Pflanzen kontinuierlicher blühen. Festzuhalten ist jedoch, dass sie in deutlichen Schüben blüht und mit der andauernden Blütenfülle einer neueren Edelrose, wie ’Vedette’ oder ’Charisma’ nicht mithalten kann. Doch muss sie das eigentlich? Angesichts der Vielfalt, die ein (Rosen-)Garten bieten kann, ist es meiner Ansicht nach kein Problem, wenn die eine oder andere Rose zwischen ihren Auftritten mal „in der Garderobe verschwinden“ kann.
Ich gebe zu, ich liebe diese Sorte eben weil sie so exaltiert und ein wenig distanziert anmutet. Sie ist wie ein Relikt aus der hohen Zeit der Edelrosen in den 60er bis 80er Jahren, der Zeit in der ich selbst meine Rosenliebe gerade bei dieser Rosenklasse entdeckt habe.
Freilich gibt es auch neuere Sorten mit einer sehr ähnlichen Farbstellung. Bei der Planung habe ich lange geschwankt, ob ich nicht ’Maxim’, ebenfalls von Tantau, ebenfalls duftend, 2016 erschienen und 2019 mit dem hohen ADR-Siegel ausgezeichnet, den Vorzug geben sollte. Nun, es ist entschieden und ’Maxim’ werde ich im Sommer 2020 auf meiner Dachterrasse in Karlsruhe genauer kennen lernen und dereinst von ihr berichten. Die faszinierende ’Acapella’ wird weiter auf dem Lohhof bezaubern. Was für ein immenser Luxus für mich, beide Sorten im Blick halten zu dürfen …